23.11.05

Die Bahnhofsuhr

Ein kurzer Gruß aus dem Karlsruher Hotelzimmer (kostenloses WLAN, juchhu!), hauptsächlich, um euch Bescheid zu sagen, daß es bei Literaturcafe.de seit heute zwei Interviews mit mir gibt, das eine in Textform, das andere zum Hören als Podcast. Wolfgang Tischer hatte mich im Hotel in Stuttgart besucht, und wir haben das Gespräch aufgezeichnet.

Es gäbe so viel zu erzählen! Muß aber zum Zug ... Vielleicht nur eines (wenn ich schnell tippe, schaffe ich das noch): Auf einem kleinen, alten Bahnhof habe ich eine Uhr entdeckt, die mich an die Bahnhofsuhren meiner Kindheit erinnert. Der Sekundenzeiger streicht tapfer bis zur Zwölf, dann bleibt er stehen, als müsse die Uhr Kraft ansammeln. Einen Moment lang geschieht nichts. Dann endlich rückt der Minutenzeiger mit solcher Gewalt um eine Position weiter, daß er dabei hin und her wackelt. Geschafft! Der Sekundenzeiger läuft wieder an.

Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, habe ich fasziniert zugeschaut. Wie damals als Kind.

20.11.05

Der Swimmingpool

Während meiner momentanen Lesereise (Hopfau–Stuttgart–Karlsruhe–Rodenbach–Bad Kreuznach) habe ich das Vergnügen, dreimal im 4-Sterne-Hotel zu wohnen. Nun ist zum Übernachten bei Lesungen folgendes zu sagen: Ich schlafe problemlos im Schlafsack auf dem Wohnzimmersofa oder in einer billigen Pension. Punkt.

Der große Vorteil von Hotels ist allerdings der Schreibtisch im Zimmer. Deshalb kann ich auch die Hotels genießen. So eine Lesereise bedeutet ja nicht, daß tagsüber kein Schreibpensum zu erfüllen wäre. Außerhalb der Abendveranstaltung sitze ich im Zimmer und schreibe. (Wenn es keinen Tisch gibt, muß ich mir etwas einfallen lassen. Neulich habe ich in einer Pension stundenlang vor dem Nachtschränkchen gekniet und geschrieben. Das ging genauso.)

Das Zimmer, in dem ich gerade sitze, ist beinahe so groß wie meine Wohnung. Deshalb hat es einen Schreibtisch. Außerdem verfügt das Hotel über einen Pool. Von meinem Pool-Besuch will ich euch erzählen.

Da ich der einzige Badegast im Hotel-Swimmingpool war, mußte ich mich erst einmal daran gewöhnen, daß jedes Platschen von mir selbst ausging. Zu Anfang hatte ich bei jeder Welle ein schlechtes Gewissen. (Versucht einmal, lautlos zu schwimmen. Das ist nicht so einfach.) Ich habe mich gefragt: Hören die anderen Hotelgäste, wie ich hier herumplansche? Störe ich sie?

Dann aber siegte mein kindlicher Forscherdrang. (Ihr Frauen dürft jetzt die Augen rollen.) Ich konnte einige Experimente anstellen, die ich vor anderen Badegästen nie gewagt hätte. Hier meine Ergebnisse:

1) Man kommt trotzdem weiter, wenn man die Arme beim Brustschwimmen auf dem Rücken verschränkt.
2) Man kann auch Brustschwimmen, ohne die Beine zu verwenden, indem man sie wie gelähmt herunterhängen läßt und nur die Arme zum Schwimmen verwendet.
3) Ist ein Bein oder ein Arm "gelähmt", wird das Schwimmen etwas mühevoller, aber es funktioniert.
4) Schwierig wird es, wenn eine Körperhälfte "gelähmt" ist. Ich glaube, ich würde untergehen.

Zu diesem Zeitpunkt kam jemand an der Glastür zum Poolbereich vorbei, und ich mußte meine Experimente abbrechen. Ich hoffe aber, die Ergebnisse nützen euch.

Grinsende Grüße aus dem 4-Sterne-Hotel!

14.11.05

Rotkehlchen

Es gibt einen Unterschied zwischen Singen und Zwitschern. Ich wollte es gar nicht glauben, als ich von draußen feinen, zarten Vogelgesang hörte. Bin zum Fenster gestürzt und habe hinausgeschaut. Da saß tatsächlich ein Rotkehlchen im Baum und sang. Das berührt einen sehr, wenn es draußen grau bewölkt ist und kalt und naß. Es ist wie ein Wunder.

Von den Lesungen vergangene Woche will ich vor allem eine hervorheben: Die Schreibwerkstatt mit den Viertklässlern. Schon auf dem Weg durch den Flur der Schule stürmte ein Kind auf mich zu und rief: "Mein Vater liest Ihre Bücher!" Ein anderes brüllte: "Hey Titus!", und wollte Give-me-Five mit mir machen, als seien wir die dicksten Kumpels. Natürlich habe ich mitgemacht. Kinder sind toll.

Ihre Ideen, als sie selber schreiben durften: Ein Ritter wacht auf und es tun ihm alle Knochen weh, weil er am Vortag ein Turnier hatte. Ein Halm sticht ihn und macht das Liegen auf dem Strohlager unbequem (das könnte ich glatt für den nächsten Roman übernehmen). Am Fenster läßt sich eine Taube von ihm streicheln. Über einzelne Ausrutscher wie den Umstand, daß auf dem mittelalterlichen Markt Bananen verkauft werden, kann man locker hinwegsehen.

Weil ihr per E-Mail fragt, was ich denn jetzt so mache, zwei Sätze dazu. Zuerst bringe ich die Überarbeitung des Perry-Rhodan-Romans zu Ende. Und dann – am Nachmittag – lese ich die Kapitel von Eric Walz, die er für unseren neuen Gemeinschaftsroman geschrieben hat. Der Roman wird "Der zwölfte Tag" heißen und erscheint in zwölf Wochen.

Heute bekam ich einen Zeitungsartikel aus der Badischen Zeitung zu lesen. Dort wird "Die Todgeweihte" vorgestellt, und auch einiges über mich gesagt. Ist ein merkwürdiges Gefühl, das zu lesen. Es klingt, als würde ich ein außergewöhnliches Leben in ständigem Erfolgstaumel führen. Dabei sitze ich hier bloß an einem uralten Schreibtisch von meinem Vater vor einem wuchtigen 21-Zoll-Monitor und tippe Buchstaben ein. Zwischendurch renne ich in die Küche und fülle mir mein Glas mit Leitungswasser. Im Bad rumort die Waschmaschine, damit nächste Woche die guten Sachen sauber sind, wenn ich wieder Lesungen habe. That’s it. Das Besondere an meinem Leben ist nicht das Schreibtalent. Das Besondere, so wie ich es empfinde, ist das Rotkehlchen, das vor dem Fenster singt.

Raubvögel gibt es hier auch. Da habe ich mal eine Frage an die Ornithologen unter euch. Ich sehe hier oft ganze Raubvogelfamilien kreisen, drei oder vier Vögel über dem gleichen Acker. Wenn sie ein Beutetier sehen, lassen sie sich vom Himmel fallen und stoßen darauf herunter. Ich frage mich: Was machen sie, wenn zwei von ihnen das Tier zugleich entdecken? Oder drei? Bei den Geschwindigkeiten, stoßen die da nicht mit den Köpfen zusammen?

Aber schön sehen sie aus, wie sie mit ausgebreiteten Schwingen den Himmel regieren.

3.11.05

Die Fernsehtermine

Es ist viel passiert in den letzten Tagen. Eigentlich bräuchte ich zehn Journal-Einträge, um es alles zu berichten. Aber draußen scheint die Sonne, und es gibt literweise köstliche Herbstluft – muß man die nicht einatmen gehen? Also nur eine Kurzfassung.

Der Perry-Rhodan-Roman ist fertig. Jetzt überarbeite ich ihn noch ein wenig, und morgen bekommt ihn Klaus Frick.

Ich begreife, warum die Serie nach so vielen Jahre immer noch quicklebendig ist. Das kleine Geschöpf Douc Langur, von dem ich in meinem ersten "Silberband" gelesen habe, mag ich gar nicht wieder verlassen, so sehr habe ich es liebgewonnen. Stellt euch das vor: Ein Wesen, das unter der Frage leidet, ob es wirklich lebt oder nur ein Roboter ist, und das mit seinem Raumschiff HÜPFER durch das All fliegt, weil man ihm vor langer Zeit einmal aufgetragen hat, fremde Welten zu erforschen. Es ist allein, neugierig, manchmal verzweifelt. Man muß es einfach lieben. Dazu natürlich Alaska Saedelaere, mutig, erfahren ...

Von meinem eigenen Perry-Rhodan-Roman darf ich hier noch nichts berichten. Geduldet euch ein bißchen. Ihr könnt ihn bald lesen.

Es war ein schöner Sciencefiction-Urlaub. Nun kehre ich zu den historischen Romanen zurück. (Hat da jemand Mittelalter-Urlaub gesagt? Okay, okay, ich weiß, ich habe einen Traumjob.)

Mit den Lesungen geht es gut. In Neubrandenburg hat sich der Termin verändert, weil wohl die Leute nicht in den Laden passen, und wir in ein kleines Kino ausweichen müssen. Für Lorsch sind eine Woche vor der Veranstaltung alle Karten vergeben – 100 Leute kommen. Freue mich sehr, und verneige mich vor dem Einsatz der Veranstalter.

Letzten Freitag war ich in Wetzlar im Fernsehstudio des ERF. Kameramann Andi war so freundlich, ein paar Fotos zu machen.




Gestaunt habe ich über die Gelassenheit von Moderatorin Doro Wiebe, die noch Scherze gemacht hat, als längst der Aufnahmeleiter die Sekunden herunterzählte bis zum Start der Sendung. Und die nur fröhlich genickt hat, als die Regie sie bat, in der Begrüßung einen Halbsatz mehr zu sagen. Das könnte ich nicht, so spontan.

Auf der Fahrt zum Bahnhof sagte mir der Produktionsleiter, daß die Sendungen des ERF auf rund 30 regionalen Fernsehsendern laufen. Für unsere Aufzeichnung weiß ich die Termine allerdings nur von diesen:

rheinmaintv (19.11., 17:00 Uhr)
FAB (19.11., 22:30 Uhr; 20.11., 08:30 Uhr; 20.11., 15:30 Uhr)
Erfurt TV (20.11., 21:00 Uhr)
Bibel TV (22.11., 19:30 Uhr)

Falls ihr euch das anseht, achtet auf die weiche Kamerafahrt unten in der Burg! Das war Andi auf seinem Schienenwagen.