25.10.06

Habt ihr eine Toilette hier?

Seit zwei Wochen bin ich zu Lesungen unterwegs. Was ich am Hotelleben mag: Jede Nacht in einem frischbezogenen Bett zu schlafen. Reife Kiwis am Morgen. Was ich nicht mag: In mein Zimmer zu kommen, und jemand anderes hat aufgeräumt. Es kommt mir vor wie ein Eingriff in meine Privatsphäre, vor allem, meine Kleidung, die ich einfach hingeworfen hatte, feingefaltet zusammengelegt zu sehen. Ein stiller Vorwurf des Personals: Junge, werde ordentlicher! Ich bin ordentlich, will ich sagen, ich war nur noch nicht dazu gekommen, alles aufzuräumen. Laßt es mich selber machen! Aber es nützt ja nichts, abzuschließen – das Personal hat immer auch einen Schlüssel. Ein Hotelzimmer ist kein gutes Versteck.

Es gibt Situationen, die würde man einem Roman niemals abnehmen. Zum Beispiel diese. Vor drei Minuten beschwerte sich ein Fahrgast in der Regionalbahn nach Stuttgart, daß alle Toiletten im Zug defekt und geschlossen seien. Die Schaffnerin erwiderte: “Dann muß ich den Zug stehenlassen im nächsten Bahnhof.” Im Bahnhof angekommen, rief sie quer über den Platz: “Habt ihr eine Toilette hier? Ich muß sonst den Zug stehen lassen.” Die Bahnhofsvorsteherin antwortete: “Da hinten, bei den Fahrrädern.” Zwei Fahrgäste gingen mit rotem Kopf zu den Toiletten hinüber, während der ganze Zug zusah und wartete.