3.12.06

Ein Zettel

Schöne Post im Briefkasten: Cornelsen setzt mein Gedicht “Potsdamer Platz” ins neue Deutschbuch für die Achtkläßler im Gymnasium. Hätte ich mir das träumen lassen, als ich selbst noch in der Schule war, daß die Schüler ein paar Jahre später einmal meine Gedichte analysieren würden?

Den Großteil der Gedichte habe ich während der Schulzeit geschrieben. Heute dichte ich kaum noch. Die Stimmungen, die beobachteten Details fließen in die Romane mit ein. Wenn ich etwas einmal aufgeschrieben habe, ist das Bedürfnis weg, es auszudrücken. Offenbar geht es mir nur darum, Dinge festzuhalten, die mir aufgefallen sind oder kostbar erscheinen.

Meine alte Freundin – wie alt ist sie eigentlich genau? – hier im Ort macht sich Blumenerde selbst. Das hat sie mir gestern erzählt. Auf dem Balkon hat sie einen alten Topf, in den sie Möhrenschalen, Kartoffelnschalen usw. hineintut, und irgendwann wird Erde daraus. In dieser Erde züchtet sie dann Blumen.

Dieses Recycling der Stoffe fasziniert mich, auch bei unserem Körper. Ist es nicht verrückt? Wir essen Kartoffeln mit Gemüse, und daraus macht unser Körper Hautzellen, Wimpern, Knochen, Muskeln, Blutkörperchen ... Wir sind ein echtes Wunderwerk.

Ich hatte euch einen Zettel versprochen. Hier ist er.


Den müssen spielende Kinder auf der Straße verloren haben. Sie haben sich Geld gebastelt, und für die Dauer ihres Spiels war es ihnen so kostbar, als wäre es wirklich 500 Dollar wert. Das Faszinierende daran für mich als Erwachsenen: Es macht mir bewußt, daß meine Geldscheine ebenfalls nichts als bedruckte Zettelchen sind. Ich glaube, ich nehme sie viel zu ernst.