19.10.06

Das Musical

Gestern abend war ich im Musical “Basileia”, auf dem mein Roman “Die Todgeweihte” basiert. Ich saß in der fünften Reihe. Jeden Gesichtsausdruck habe ich mitbekommen, jeden Tanzschritt, jeden Ton. Es war ein großes Erlebnis.


Die Choreographie ist klasse. Ob ich darauf achte, weil ich selbst Tanzunterricht nehme? Manchmal waren die Tänze so ausgefeilt, daß es mir schwergefallen ist, mich für einen Blickwinkel zu entscheiden: Auf den Seitenbühnen wurde getanzt, auf der Hauptbühne, im Hintergrund, und überall verschieden, überall durchdacht und mit Aussagekraft.

Auch Kinder haben auf der Bühne mitgespielt. Bei der Judenverfolgungsszene kamen sie zum erstenmal vor, eine kleine Gruppe mittelalterlich gekleideter Kinder, die verängstigt aus einem Winkel hervorspähten. Das ließ die Szene real erscheinen, ich habe sie “geglaubt”. Als dann die Pest ausbrach, wurden die Kinder ebenfalls krank. Hier habe ich mir eine Seitennotiz gemacht, die für mich als Autor wichtig ist: Ich litt als Zuschauer mehr, wenn nicht der Mensch selbst vom Tod bedroht war, sondern sein Kind, und er es sterben sehen mußte. Irgendwo habe ich das schon einmal über Ken Follett gelesen. Er läßt seinen Helden immer Familie haben, damit jemand um ihn bangt und Schmerzen leidet, sollte er zugrunde gehen.

Die Musik! Ach! Ich liebe ja Filmmusik, schon einige wenige Takte genügen, und mir laufen Schauer über den Rücken. Gestern hat der Komponist selbst das Orchester dirigiert, und von meinem Platz aus konnte ich beobachten, wie er mit jeder Faser seines Körpers dabei war, wie er die Texte der Lieder mit den Lippen mitgesprochen hat. Es war seine Musik, die hier den ganzen Saal in ihren Bann zog, und er lebte in ihr. Ein bewegender Anblick.

Zum Cast des Musicals gehören Stars von “Cats”, “Jesus Christ Superstar” und “Les Misérables”. Bis zum 3. November ist es zu sehen. Es gibt noch Karten.