30.5.05

Cover der "Todgeweihten"

In meinem Kühlschrank: Eine Flasche Chili-Sauce, zwei Scheiben Käse, ein Marmeladenglas und ein Töpfchen vegetarischer Brotaufstrich. Nutzlos, denn es ist kein Brot im Haus. Die Kartoffeln sind verschrumpelt. Obst oder Gemüse: Fehlanzeige.

Ich war also nicht einkaufen. Wen kümmerts? Ich habe kräftig an der "Todgeweihten" weitergeschrieben, das zählt! Der Roman hat jetzt ein Cover – während man im Verlag noch nicht eine einzige Zeile gelesen hat. Ein schönes Gefühl für mich. Habe mir heute beim Schreiben immer mal das Cover angeschaut und gedacht: Diesen Roman schreibe ich jetzt, ich schreibe ihn quasi zwischen die Einbanddeckel. Es gefällt mir, daß man meinem Exposé vertraut.



Habe heute endlich die Zeile verwendet, die ich im Dezember in einem expressionistischen Gedicht entdeckt hatte: Schnitter sicheln auf den Feldern. (Was mich an den ersten Blogeintrag erinnerte.) Es klingt friedlich, nicht wahr? Laßt euch nicht täuschen. Während die meisten meiner Romanfiguren meinen, sie würden ihren Kopf aus der Schlinge ziehen, nähert sich der Henkersknoten bereits ihrem Genick. Auf den nächsten zwanzig Seiten wird die Protagonistin alles verlieren. Alles. Und eine wichtige Figur wird ihr Leben lassen.

Für die letztgenannte Szene werde ich ein wenig bei meiner Kollegin Tessa Korber klauen, habe ich mir heute überlegt. Ich habe ihre Kapitel für den Gemeinschaftsroman "Der zwölfte Tag" lektoriert. Dort ist sie gekonnt in den Kopf eines Sterbenden geschlüpft. Es reizt mich, das auch bei meiner Romanfigur so zu machen. Gestattest du, Tessy?