19.9.06

Die Maschine fliegt!

Im Interview mit dem SPIEGEL wurde John le Carré vor ein paar Tagen nach seiner größten Enttäuschung gefragt. Er antwortete: “Meine Bücher.” Das hat mich wie ein Hammerschlag getroffen. Ihm geht es auch so? dachte ich. Dem großen John le Carré? Seine Erklärung faßt das Problem gut zusammen: “Jeder Schriftsteller empfindet wohl, daß die Ausführung seiner Bücher hinter dem erträumten Niveau zurückbleibt.” Genau so ist es.

An einen neuen Roman gehe ich immer voller Begeisterung heran. Ich bin überzeugt, daß es der große Wurf ist, das beste Thema, das ich je am Wickel hatte. Ich kann es kaum erwarten, die ersten Kapitel zu schreiben, und reibe mir beim Gedanken an die Leser schon die Hände: Wartet nur! Damit rechnet ihr nicht, ihr werdet verblüfft sein! Euch werden Schauer über den Rücken laufen!

Dann schreibe ich, und während der Roman entsteht, merke ich, daß ich hinter dem großen Ziel zurückbleibe. Das selbstgebaute Flugzeug fliegt, ja, aber die erträumten Saltos und Himmelsschrauben bleiben aus, statt dessen klemmt das Seitenruder und ein Propeller macht seltsame Geräusche und überhaupt kann ich froh sein, wenn der Treibstoff bis zum Ziel der Reise reicht.

Nie wird ein Roman so perfekt, wie ich ihn mir erträumt habe.

Bei den “Siedlern von Vulgata” war es noch schlimmer. Hier dachte ich vor Beginn: Das wird nichts. Während ich mein “Flugzeug” zusammenschraubte, war ich mir beinahe sicher, daß das Ding niemals fliegen würde. Die Geschichte ist so ungewöhnlich, so seltsam – ich hatte Zweifel, ob man sie mir abnehmen würde.

Bitte verzeiht mir diesen Anflug von übermäßigem Selbstbewußtsein: Als der Roman fertig war und ich ihn las, war ich überrascht und glücklich. Die Maschine flog! Besser, als ich es mir je erträumt hatte. Gut, es ist kein Flugzeug, wie man es sich landläufig vorstellt. Aber es bekommt ein paar schöne Kunststücke hin in der Luft.

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Zum Bild des Tages: Ich wußte gar nicht, daß es im Meer auch Klee gibt. Gut, wahrscheinlich heißt die Pflanze anders, aber sie sieht aus wie Klee, finde ich. Ich nenne sie Unter-Wasser-Klee. Dieses Exemplar hat das Meer ans Ufer gespült. Ich stelle mir vor, daß es ganze Kleefelder gibt, und Fische, die sich zwischen den Pflanzen vor Räubern verbergen. Nur: Wer frißt den Unter-Wasser-Klee? Seekühe gibt es hier nicht. Ich mag aber die Vorstellung. Ein Kleefeld unter Wasser, und Seekühe, die es abgrasen.