3.9.06

Mein Gehirn ist ineffektiv

Bin heute ein Stück die Küste entlang gewandert. Es gibt viele Kaninchen oben auf den Felsen, und wilde Brombeerbüsche überall. Die Brombeeren sind reif. Niemand pflückt sie, sie sind einfach da und hängen schwarz und schmackhaft in der Sonne.


Ich ertappe mich oft dabei, auf Englisch zu denken. Wie kommt das? Als ich Fünfzehn war, haben wir als Familie eine Zeit lang in den USA gelebt. Damals hat es ein Jahr gedauert, bis ich auf Englisch geträumt und gedacht habe. Warum so schnell diesmal? Ich glaube, es liegt daran, daß ich kein deutsches Wort höre, keine Eltern, keine Brüder hier sind, die Deutsch mit mir reden.

Es ist ineffektiv, daß mein Gehirn auf Englisch umschaltet. Ich weiß so wenige Wörter, verglichen mit dem Deutschen! Wenn ich mich mit Leuten unterhalte, bleibe ich dauernd hängen oder muß um fehlende Begriffe herumschiffen. Aber das Gehirn sucht sich offenbar nicht die Sprache aus, die man besser kann, sondern die, die man am meisten hört. Es ahmt sogar den Dialekt der Leute nach, den ich hier oft höre. Ob das meine Gedanken behindert, wenn Wörter fehlen? Denke ich dadurch umständlicher, habe ich ein Denk-Handicap?

Wie denkt jemand, der gar nicht sprechen kann? Ich entsinne mich dunkel, daß wir das im Studium behandelt haben in einem Linguistik-Seminar. Hätte ich besser aufgepaßt, dann wüßte ich es jetzt. Liebe Studentinnen, liebe Studenten – paßt auf! Wenn ihr mal auf einer Insel seid, seid ihr froh über alles, an das ihr euch erinnert. McGyver erinnert sich immer. Er hat gut aufgepaßt. (Nein, die BBC bringt keine McGyver-Folgen. Das ist nur ein Stück Kindheitserinnerung, das mein Gehirn ausgegraben hat, statt das Linguistik-Seminar zu finden.)