15.9.05

Eine kleine Tür öffnete sich

Gestern, bei der Lesung in Dortmund, gab es Gelächter. Ich lese Seite 9 der "Brillenmacherin":

Catherine sah an den eisenbeschlagenen Torflügeln hinauf. Als sie anklopfte, hörte man nichts. Das Holz wies ihre Hand ab wie eine lästige Mücke. Sie drehte sich herum und blickte den Weg zurück. Tränen standen ihr in den Augen. Catherine holte mit dem Fuß aus, trat gegen das Tor. Eine kleine Tür öffnete sich.
In diesem Augenblick geht die Ladentür auf. Vierzig Leute lachen, und der Mann, der eingetreten ist, guckt so verdutzt, daß sie noch mehr lachen. Ich erkläre, was ich gerade gelesen habe, daß sich eine Tür geöffnet hat im Roman, und ein Wächter fragte: Was willst du? Darauf der Mann: Ich will Fotos machen. Ich komme von den Ruhr Nachrichten.

Eine lustige Lesung war's. Das Publikum freundlich, der Laden gefüllt bis in den letzten Winkel. Deshalb soll ich in fünf Wochen nochmal an den gleichen Ort kommen (Horst Krumme, der Veranstalter, hatte ein Dutzend Leute abweisen müssen.) Eine Premiere für mich, so eine Doppelvorstellung. Was lerne ich daraus? Kleine Veranstaltungsorte sind gut. Sie sind leichter zu füllen. Aber das wäre nur die halbe Wahrheit. Herr Krumme hat sich ins Zeug geworfen: Er hat fleißig Werbung gemacht. Seine Schaufensterdeko seht ihr hier – mit bestem Dank an den Fotografen Ulli Saffran.

Und weil ihr nachgefragt habt: Daß ich in den letzten Tagen so selten Journaleinträge schreibe, hängt mit der "Todgeweihten" zusammen. Ich arbeite jede freie Minute am Finale. Es wird spannend, habe gerade am Ende nochmal alles umgedreht.