12.6.05

Wehrdienstverweigerer mit militärischer Auszeichnung

Vergangene Woche fragte mich jemand, ob ich wirklich allein von den Romantantiemen lebe. Die Wahrheit ist: Nein. Ich verdiene außerdem Geld bei Lesungen, und ich schreibe regelmäßig Artikel und Kurzgeschichten für christliche Zeitschriften. Heute habe ich einen besonders spannenden Fall bearbeitet. Ich habe über den Tag verteilt einige Mails ausgetauscht mit Terry Benedict, weil ich an einem Artikel von ihm und über ihn saß. Seine Geschichte hatte ich erst vergangene Woche entdeckt.

Terry hat für Action-Filme die Stunts geleitet. Sein erster Auftrag in Hollywood war "Terminator", er hat also mit Schwarzenegger zusammengearbeitet, später dann mit allen möglichen anderen Stars. Er war der Typ, der mitten im Berufsverkehr die Straßen von Los Angeles sperren läßt, um eine Verfolgungsjagd zu drehen. Der Typ, der einen BMW durch eine Schaufensterscheibe jagt. Aber es hat ihn nicht erfüllt. Zum Schluß, als er gebeten wurde, ein Zugunglück zu leiten für "Auf der Flucht" mit Harrison Ford, hat er abgelehnt, und ist nach Irland gegangen.

Nun ist er zurückgekehrt nach Hollywood und hat einen Film gedreht über den ersten Wehrdienstverweigerer der USA, der die höchste militärische Auszeichnung erhalten hat, die Congressional Medal of Honor. Das paßt nicht zusammen, meint ihr? O doch. Dieser Wehrdienstverweigerer, der sich weigerte, eine Waffe in die Hand zu nehmen, und der deshalb als Sanitäter in den zweiten Weltkrieg ging, wurde zwar von den anderen Soldaten verspottet, – einer drohte ihm sogar vor dem Gefecht, er werde ihm bei der erstbesten Gelegenheit in den Rücken schießen –, als es darauf ankam aber wurde er zum Helden. Der schmächtige Mann rettete eigenhändig fünfundsiebzig verwundete Kameraden (die, die ihn zuvor bedroht und verspottet hatten) durch den Kugelhagel, einen nach dem anderen. Seitdem gilt er als Kriegsheld.

Hollywood wollte die Geschichte schon lange haben, sie schreit ja förmlich nach Verfilmung. Desmond T. Doss, der besagte Wehrdienstverweigerer, hat aber immer abgelehnt. Erst Terry Benedict konnte ihn überzeugen. Beide sind Christen, Adventisten wie ich. Daß das einen Artikel für eine christliche Zeitschrift hergibt, leuchtet ein, oder? Man sieht an dieser Geschichte, daß ich mich gedanklich nicht nur im Mittelalter aufhalte ...

Läßt Du Dich eigentlich von einer Agentur vertreten?

Manuel


Ja. Von einer kleinen, ganz großartigen. Mein Agent heißt Michael Gaeb. Wir arbeiten seit meinem Debütroman "Der Kalligraph des Bischofs" zusammen. Damals bekam ich am Telefon das Angebot eines Verlags, den Roman zu einem Vorschuß von xyz zu kaufen und zu publizieren. Ich war natürlich überglücklich. Trotzdem stammelte ich, daß mich ein Agent vertritt und er das Honorar für mich aushandeln wird. Innerhalb von Tagen verdreifachte sich der Vorschuß. Hätte ich das allein hingekriegt? Nie und nimmer.