19.3.05

Von der Buchmesse

Für euch sieht alles aus wie immer: gleiche Schriftart, gleiche Frames. Dabei ist mein Schreibtisch ein paar hundert Kilometer entfernt, Menschenmassen schieben sich vorbei, und Manfred Krug sagt gerade am Nachbarstand: "Ich wollte Schauspieler werden." Buchmesse!

Habe im Gewimmel Autorenkollegen getroffen, mit Buchhändlern und Lektoren gesprochen, Bücher bestaunt. Das Interessanteste an dieser Messe ist für mich aber die Pension, in der ich übernachte. Jedes Detail erinnert mich dort an meine Kindheit. Im Treppenhaus knarren die Stufen und es riecht nach feuchtem Putz. Das Zimmer wird mit einem dreikantigen Sicherheitsschlüssel zugesperrt, genau von der Machart, die wir früher hatten. DDR-Handtücher hängen an Haken meiner Kindergartenzeit, die Toilettenspülung rauscht aus einem Kasten herab, der hoch über meinem Kopf hängt (man muß dafür an einer Kette ziehen). Ich fühle mich wie ein Zeitreisender.

Insofern bin ich zwar in der Fremde, kehre aber jeden Abend in die Heimat zurück. Das ist sie doch, die Kindheit, oder? Eine Heimat, die man nie verliert.