14.3.05

Lesen beim Optiker


Versteht ihr dieses Bild? Richtig. Ich fahre neuerdings ein Auto. Räder, Schläuche, Türen – es ist komplett bezahlt durch Romantantiemen. Ein irres Gefühl.

War am Sonntag das erstemal damit zur Lesung unterwegs. Prompt habe ich mich verfahren. Als ich den Leseort betrat, war der Raum schon voll mit Zuhörern, und ich konnte gerade ein paar Worte mit der Buchhändlerin wechseln, bevor es losging. Glücklicherweise hatte sie starke Nerven, ebenso der Optiker, in dessen hellem, freundlichem Raum die Lesung stattfand. Habe keinen Vorwurf gehört. Ein Vergnügen wurde es, wirklich, das Publikum ging gut mit und hat hinterher fleißig Bücher gekauft, mit der üblichen Beschwerde beim Signieren: "Sie haben aber eine kleine Schrift!"

Die Kombination vom Roman "Die Brillenmacherin" und Optikergeschäften als Leseorten fiel der Mitteldeutschen Zeitung auf, sie schreibt über die Leipziger Buchmesse kommende Woche:

Leipzig wäre nichts ohne skurrile Leseorte wie Jugendamt, Gerichtssaal, Bankfiliale oder Friedhofshalle. Im Designer-Atelier feiert "Jahre sind nur Kleider" Premiere, in der "Bar reich und schön" geht es um "Reiche Mädchen". Titus Müller findet bei einem Optiker die passende Kulisse für "Die Brillenmacherin", während im Tresorraum der Dresdner Bank über "Geldmacher" und das "geheimste Gewerbe der Welt" geplaudert wird. DEFA-Regisseur Rainer Simon lockt mit "Regenbogenboa" ins Zoo-Terrarium, und beim Metzger gibt's antivegetarische Gedichte: "Reime gegen Käse".

Der Tresorraum würde mich auch mal interessieren ...

Hallo,
ich heiße Lisa Henning und gehe in die 8. Klasse.
Im Deutschunterricht stellen wir jetzt Bücher vor,die wir interressant finden.
Ich habe mich für ihr Buch die Priestertochter entschieden, weil ich das Buch schön finde.
Mein Problem liegt darin das wir ein Zitat des Autors in das Referat miteinbringen sollen, und ich sie fragen wollte ob Sie sich zu dem Buch äußern würden.
Ich würde mich sehr freuen.
Bis bald. Lisa


Hallo Lisa, freut mich, daß dir die "Priestertochter" Spaß gemacht hat. Nun soll ich etwas zu meinem Roman sagen? In Ordnung.

Ich erinnere mich genau an den Augenblick der Geburt des Romans. Es war in einem Seminarraum der Uni, Dr. Bohm gab eine Einführung zu den Slawen im frühen Mittelalter. Während die anderen Studenten Jahreszahlen und wichtige Fakten mitschrieben, saß ich zurückgelehnt und mein Blick hing irgendwo draußen, am Himmel vielleicht. Ich war kein fleißiger Student. Plötzlich aber durchfuhr es mich wie ein Elektroschock: Was hatte Herr Bohm gerade gesagt? Nicht weit von dem Ort, an dem ich saß, waren im Mittelalter Menschen geopfert worden? Menschen – geopfert?? Nun ruhten sich die anderen aus und ich schreib. Der Stift schabte, kratzte über das Papier, er konnte kaum die sich überschlagenden Gedanken einfangen: Ein Menschenopfer, die Tempelburg Rethra, die Tochter des Hochpriesters, die sich in den zu Opfernden verliebt ...

Kannst du das gebrauchen? Oder sollte es in eine andere Richtung gehen? Dann schreib mir konkrete Fragen, ich will sie gern beantworten.