19.7.05

God, I love my work!

Ein Virus hat mich befallen. Ich laufe seit Tagen mit Kopfschmerzen und Fieber durch die Gegend. Wenn ich aber vor dem Manuskript der "Todgeweihten" sitze, vergesse ich das. Nach vier Wochen Zwangspause endlich wieder schreiben zu können – es ist ein Gefühl, als käme man von einer Dienstreise nach Hause, würde seine Frau wiedersehen und feststellen, daß sie verdammt gut aussieht, verdammt gut riecht, und einfach das freundlichste Lebewesen auf der Erde ist.

Ist das manchmal so, ihr Verheirateten?

Porthos bringt es in "Three Musketeers" auf den Punkt: "God, I love my work!" (Das ist die Version von 1993 mit Kiefer Sutherland. Guckt euch das mal an und beachtet Portos' breites Grinsen und den Enthusiasmus, mit dem er das sagt.)

Was ich da so liebe? Ich habe die erste Hälfte der "Todgeweihten" gelesen und überarbeitet. Einen Satz durch ein treffenderes Wort zu verbessern, gibt mir einen unglaublichen Kick. Genauso genieße ich es, Wörter zu streichen, die überflüssig sind. Das alles macht mich sehr zufrieden. Der Roman wird gut.

Eine Art Urlaub nach den Prüfungen an der Uni. Habe ich von letzter Woche überhaupt berichtet? Es ist eine "2" geworden. Als die Professorin gemerkt hat, daß ich nervös war, hat sie mich nach meinen Romanen gefragt. Das hat geholfen.

Ist also alles bestens mit der "Todgeweihten"? Fast. Beim 15. Kapitel ließ meine Freude nach. Ich wurde unruhig, habe Essen gekocht, im Internet gesurft, bin zur Post gegangen, habe E-Mails geschrieben. An den Schreibtisch zurück wollte ich nicht. Ausweichmanöver. Mir dämmerte, daß das Kapitel nichts taugt. Nach ein wenig Filmmusik, Auf-dem-Boden-Liegen und An-die-Decke-starren sind mir spannende Alternativen eingefallen. Nun bin ich wieder happy. Die Geschichte wird einfach noch ein bißchen verzwickter, fieser, tückischer. Nun wird einer die Stadt Basel in die Katastrophe treiben, der das am allerwenigsten möchte. Und er wird dabei unter anderem der Frau schaden, die er liebt.