10 Pfennige dankend erhalten
Immer noch Fieber. Mann! So langsam habe ich es satt.
Aber was schön war: Heute vormittag habe ich Bürokram erledigt. Ich habe neue Ordner angelegt und die Rücken sauber mit computergedruckten Schildern beklebt. Nun hat "Die Todgeweihte" neben meinen anderen Romanen auch einen Platz unter den Ordnern, und ich habe die Buchverträge von den Kassenzetteln getrennt (sowieso verrückt, daß das jahrelang in ein und denselben Ordner gepaßt hat).
Mußte daran denken, wie ich als Kind Büro gespielt habe. Das hat mir immer Spaß gemacht. Ich mochte einfach alles, was mit Büroarbeit zu tun hatte: Briefumschläge, Radiergummis, Ordner, Büroklammern, Locher, Hefter. Auf meiner Schreibmaschine habe ich gerne herumgetippt. Meine Brüder und ich hatten Quittungsblöcke, und wir haben uns für jede Kleinigkeit Quittungen geschrieben ("10 Pfennige dankend erhalten"). Schön, daß diese Bürosachen jetzt zu meinem Beruf gehören und ich sie immer noch so genieße.
Eine Lehrerin hat die Kurzgeschichte "Stadtluft macht frei" mit ihren Schülern auseinandergenommen.
Zu zwei Textpassagen hatten die Schüler eine andere Sichtweise als ich. Also habe ich leichtsinnigerweise versprochen, den Autor zu fragen – was ich hiermit tue. Es geht zum einen um den letzten Satz des "Kneipen-Absatzes" etwa in der Textmitte, der lautet: "Sie (die Säufer) saßen den ganzen Tag in der dämmerigen Säuferstube, weil sie darauf lauerten, daß ein unbedarfter Spaziergänger hineinschaute, den sie fertigmachen konnten." Die zweite Stelle ist das Ende des darauf folgenden "Tauben-Absatzes": "Die, die nicht unten pickten, saßen oben im Stahlgerüst und gurrten. Wenn sie Schritte hörten, dann ließen sie zielgenau Kot herabfallen." – Während meine Schüler diese Passagen für "bare Münze" nahmen, meinte ich darin Ironie bzw. Selbstironie zu erkennen (festzumachen an Adjektiven und Adverbien wie "unbedarft" bzw. "zielgenau") – und damit im Grunde schon den Ansatz des Über-sich-Hinauswachsens, der in der leisen Ahnung liegt, dass man/Schmidt sich vielleicht doch in fixe Ideen verrannt hat.
Jutta
Für Schmidt sind die zielenden Tauben und die lauernden Säufer Realität. Er glaubt daran, und fühlt sich durch Taubenkot auf der Schulter oder die Blicke der Kneipenbesucher bestätigt. Es zeigt dem Leser, wie leicht man sich in eine einengende Weltsicht verrennt. Ein mutiger Schritt nach vorn (das Gespräch mit dem Mädchen) kann aber zumindest teilweise daraus befreien.
Hübsch und treffend fand ich die Aussagen von Oliver Pautsch, einem Drehbuchautor und Romanautor, in der neuen Ausgabe des Tempest: "Die Muse hat mich gefälligst jeden Tag zu küssen! Besonders seit ich Alleinverdiener einer Kleinfamilie bin, knutschen wir täglich. [..] Wenn Termine drängen, kann ich sogar früh morgens die Muse zusammen mit dem Rechner einschalten, obwohl ich sonst eher ein Nachtvogel bin."
Na dann, Muse. Ignoriere bitte dieses Kopfgedröhne.
Aber was schön war: Heute vormittag habe ich Bürokram erledigt. Ich habe neue Ordner angelegt und die Rücken sauber mit computergedruckten Schildern beklebt. Nun hat "Die Todgeweihte" neben meinen anderen Romanen auch einen Platz unter den Ordnern, und ich habe die Buchverträge von den Kassenzetteln getrennt (sowieso verrückt, daß das jahrelang in ein und denselben Ordner gepaßt hat).
Mußte daran denken, wie ich als Kind Büro gespielt habe. Das hat mir immer Spaß gemacht. Ich mochte einfach alles, was mit Büroarbeit zu tun hatte: Briefumschläge, Radiergummis, Ordner, Büroklammern, Locher, Hefter. Auf meiner Schreibmaschine habe ich gerne herumgetippt. Meine Brüder und ich hatten Quittungsblöcke, und wir haben uns für jede Kleinigkeit Quittungen geschrieben ("10 Pfennige dankend erhalten"). Schön, daß diese Bürosachen jetzt zu meinem Beruf gehören und ich sie immer noch so genieße.
Eine Lehrerin hat die Kurzgeschichte "Stadtluft macht frei" mit ihren Schülern auseinandergenommen.
Zu zwei Textpassagen hatten die Schüler eine andere Sichtweise als ich. Also habe ich leichtsinnigerweise versprochen, den Autor zu fragen – was ich hiermit tue. Es geht zum einen um den letzten Satz des "Kneipen-Absatzes" etwa in der Textmitte, der lautet: "Sie (die Säufer) saßen den ganzen Tag in der dämmerigen Säuferstube, weil sie darauf lauerten, daß ein unbedarfter Spaziergänger hineinschaute, den sie fertigmachen konnten." Die zweite Stelle ist das Ende des darauf folgenden "Tauben-Absatzes": "Die, die nicht unten pickten, saßen oben im Stahlgerüst und gurrten. Wenn sie Schritte hörten, dann ließen sie zielgenau Kot herabfallen." – Während meine Schüler diese Passagen für "bare Münze" nahmen, meinte ich darin Ironie bzw. Selbstironie zu erkennen (festzumachen an Adjektiven und Adverbien wie "unbedarft" bzw. "zielgenau") – und damit im Grunde schon den Ansatz des Über-sich-Hinauswachsens, der in der leisen Ahnung liegt, dass man/Schmidt sich vielleicht doch in fixe Ideen verrannt hat.
Jutta
Für Schmidt sind die zielenden Tauben und die lauernden Säufer Realität. Er glaubt daran, und fühlt sich durch Taubenkot auf der Schulter oder die Blicke der Kneipenbesucher bestätigt. Es zeigt dem Leser, wie leicht man sich in eine einengende Weltsicht verrennt. Ein mutiger Schritt nach vorn (das Gespräch mit dem Mädchen) kann aber zumindest teilweise daraus befreien.
Hübsch und treffend fand ich die Aussagen von Oliver Pautsch, einem Drehbuchautor und Romanautor, in der neuen Ausgabe des Tempest: "Die Muse hat mich gefälligst jeden Tag zu küssen! Besonders seit ich Alleinverdiener einer Kleinfamilie bin, knutschen wir täglich. [..] Wenn Termine drängen, kann ich sogar früh morgens die Muse zusammen mit dem Rechner einschalten, obwohl ich sonst eher ein Nachtvogel bin."
Na dann, Muse. Ignoriere bitte dieses Kopfgedröhne.
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