28.3.05

Willkommen in Braybrooke



Bald ist es April. Zeit, den Sommerurlaub zu planen. Wer nach der Lektüre der "Brillenmacherin" Lust auf England bekommen hat, wird in den Midlands gern von Geoff und Ruth Tiney in Empfang genommen. Sie wollen kein Geld haben, sie lieben einfach ihr kleines Dorf und freuen sich, wenn Besucher sich dafür interessieren. In Braybrooke lassen sich noch viele Spuren meiner Romanfigur Sir Thomas Latimer finden: Geoff und Ruth zeigen euch die Fischbecken, in denen er Karpfen züchtete, den hölzernen Sarg seines Großvaters, die Kirche, die Brücke, über die er ging. Roman-Sightseeing sozusagen. Überlege gerade, ob ich eine Pressemitteilung daraus mache ...

Titus,

at this moment in time we are thinking very hard as to what we can do locally for you. We want this book in English please, and we will stir things up here for you via the village and the local press. I am the Chair of the village Parish Council and next month is the Parish Meeting and (oh so many things) this village needs this book and this whole Country needs this book and we have to get you coverage.

Thank you so much, once again, good luck and may all of this work out and your book be a great seller and if anyone contacts you who, after, reading your book wants to visit Braybrooke – well we are here, point them in our direction – the cottage with the griffin on the roof and we will show them what remains of this great free thinking movement.

Yours, love
Ruth Tiney (not forgetting Geoff, of course)


Sind sie nicht fantastisch, diese zwei? Geoff ist übrigens Bildhauer und wird euch in der "cottage with the griffin on the roof" einige Kunstwerke zeigen, die er für Museen, den Marquis of Northampton, den Sultan von Oman und andere Auftraggeber geschaffen hat. Man darf das idyllische, kleine Dorf nicht unterschätzen. Ganz wie im Roman.

Mailt mir, wenn ihr die Telefonnummer der Tineys braucht, um euch kurzfristig für einen Braybrooke-Besuch anzumelden.

Hallo Titus,

im nächsten Federwelt-Newsletter wirst du ja möglicherweise die Verleihung des Leonce und Lena-Preises in Darmstadt erwähnen. Ich habe eine der drei Lesungen besucht und dabei u.a. auch den späteren Preisträger Ron Winkler erlebt. Hab das Gefühl, von ihm wird man noch hören. Seine Gedichte sind eine wunderbare Mischung aus sehr anschaulichen Naturbildern, einer inneren ironischen Distanz zu dieser inzwischen "hinreichend bekannten" Natur (die
Jury sprach von der "Blasiertheit des urbanen Menschen"), aus Sprachwitz und unerwarteten ernsthaften Anklängen mit Stolperstein-Effekt. Näheres findet man unter www.lyrikline.org.

Jutta


Ron Winkler macht tatsächlich viel von sich reden, und das zu recht. Schon 1999, als ich ihn in Hattingen kennenlernte, sprudelte er über mit einer großartigen Nachricht: "Stell dir vor, ich habe gerade mit meinen Gedichten ein Auto gewonnen!" Es war erst Stunden her, daß er es erfahren hatte. Die Zeitschrift Allegra (2004 eingestellt) hatte ihm als Erstplatziertem ihres Lyrikwettbewerbs den Hauptpreis verliehen. Ob er das Auto je gefahren ist, weiß ich nicht. Ich erinnere mich auch nicht mehr genau an den Typ, weiß nur noch, daß es ein Frauenauto war. Ein Renault Twingo? Etwas in dieser Art.

Frauenauto hin oder her – ein ganzes Auto mithilfe von Gedichten zu verdienen, Schläuche, Türen, Fenster, Schiebedach, alles durch Gedichte, das hebelt Vorurteile gegenüber Autotypen aus. Vielleicht war es ihm ein Triumph, damit herumzufahren, womöglich fährt er es heute noch? Ich könnte das verstehen.