24.3.05

Eine Geschichte über Ausdauer

Habe meine Kapitel zu "Der zwölfte Tag" abgeschlossen – die Rohfassung zumindest. Wenn ich ehrlich bin, hat es mich Überwindung gekostet, sie korrekturzulesen. Das erstemal der ganze Text, das war bedrohlich: Ich hatte Angst zu entdecken, daß er nichts taugt.

Glücklicherweise taugte er doch etwas. Zwei schwache Passagen habe ich umgeschrieben, und dann die Datei an meinen Folgeautor Mani Beckmann und an den Mitherausgeber Ruben Wickenhäuser gemailt. Ruben saß heute Nachmittag schon in der Sonne an einem Berliner Cafétisch und las. Übrigens hat er die erste der beiden schwachen Passagen kritisiert. Muß wohl nochmal ran. Aber das ist jetzt nicht mehr schlimm, vor Arbeit fürchte ich mich ja nicht, nur vor völligem Versagen.

Seit ich mit den Nachbarskindern einmal Rollerbladen war, klingeln sie jeden Tag und fragen, ob ich rauskomme. Bin ein Spielgefährte geworden. Es ist eine Ehre.

Daß morgen Karfreitag ist und die Läden geschlossen haben, mußte man mir am Telefon erklären. Und zwar kurz vor Ladenschluß. Da ich übers Wochenende Besuch aus Österreich bekomme, habe ich panisch aufgelegt, bin mit dem Auto zum nächsten Aldi gedüst und habe eingekauft. Warum vergesse ich so etwas? (Am Sonntag ist Zeitumstellung. Hinweis an alle, die Dinge übersehen wie ich.)

Bei Aldi sprach mich eine Buchhändlerin an, die mich vom Foto auf der Website oder auf den Büchern her wiedererkannte. Peinlich: Ich war unrasiert, hektisch, "neben der Rolle". Scheint sie aber nicht gestört zu haben. Wir haben uns nett unterhalten. Und ich lerne wieder einmal: Mach dir nicht so viele Gedanken darüber, was die Leute von dir denken.

Als Gute-Nacht-Gruß eine hübsche Geschichte über Ausdauer.

Matthew Sharpe bekam einen Vertrag mit Villard, einem großen amerikanischen Verlag, der zu Random House gehört. Aber sein Debüt und das darauffolgende Buch verkauften sich nicht gut. Das dritte wollte Villard nicht mehr haben. Auch alle anderen großen Verlage lehnten ab. (Hätte ich an diesem Punkt aufgegeben?)

Sharpe ging zu einem Brooklyner Kleinverlag: Soft Skull Press. Der brachte den Roman heraus, und es wurde ein Bestseller. Warner Brothers sicherte sich die Filmrechte, der Roman wurde in zehn Sprachen übersetzt. Deutsch erschien er gerade im Aufbau Verlag: "Eine amerikanische Familie". Ein hübsches Interview mit Matthew Sharpe gibt es bei The Brooklyn Rail (in Englisch). Villard wird sich ärgern. Und der Kleinverlag hat neuerdings Kontakte zur New York Times.