20.1.05

Die hypnotische Wirkung von Musikschleifen

Wenn mir eine Arbeit schwerfällt, dann hypnotisiere ich mich, wie der Schlangenbeschwörer mit seiner Schalmei die Kobra betört. Heute habe ich einen Track der "K-Pax"-Filmmusik so lange laufen lassen, bis ich aus zwölf Seiten Kapitelplan ein dreiseitiges Exposé für "Basilea" gebaut hatte. Die gleichförmige Musik hielt mich in der Denkbahn fest.

Man darf das Schreiben von Exposés nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich jedenfalls gebe mir immer viel Mühe dabei. Das ist der Text, der für viele Entscheidungen im Verlag die Grundlage bildet. Die können nicht für jeden Handgriff den kompletten Roman lesen. Das Verlagsprogramm umfaßt bei Aufbau 330 Titel im Jahr – ich habe da keine Illusionen: Die Mitarbeiter können unmöglich alle Bücher lesen. Also hat das Exposé großen Einfluß darauf, wie der Roman im Haus gesehen und behandelt wird.

Einen Titel haben wir immer noch nicht. Der neue Vorschlag wurde verworfen wie diejenigen von gestern. Als ich nun durch den Regen lief und über weitere Titelvarianten nachdachte, wurde ich fröhlich: Ich könnte mich zwar darüber ärgern, daß meine Ideen und die des Lektors wieder und wieder abgeschmettert werden; viel lieber bin ich aber froh darüber, daß die Titelwahl im Verlag nicht auf die leichte Schulter genommen wird, sondern daß man sich Gedanken darüber macht, welcher Titel möglichst viele von euch dazu verführen wird, den Roman zu lesen. Wir arbeiten daran.