Einfach genial. Oder genial daneben?
Die virtuelle Buchtournee zu "Kauf! Mich! Jetzt! Die besten Werbestrategien für Autoren und Selbstverleger"
Auch ich habe geschwankt, als ich die folgenden Beispiele entdeckte. Autoren und ihre Methoden, um auf sich und ihre Bücher aufmerksam zu machen. Was halten Sie davon?
Die Entdeckung des Kostenlosen
Marketing-Guru Seth Godin hat ein neues Werkzeug für die Buch-Werbung erfunden. Das kostenlose elektronische Buch. Er wollte sein Buch "Unleashing the IdeaVirus", in dem es um die Erzeugung von Mund-zu-Mund-Propaganda mit einer völlig neuen Marketingtechnik geht, bewerben und bot daher sein Buch in zwei Varianten an – einer kostenpflichtigen, gedruckten Version und einer kostenlosen elektronischen Version, die man sich mittels Internet herunterladen, auf seinem PC, Palm oder Laptop betrachten und ausdrucken konnte. Aber war das nicht verrückt so etwas zu tun? Wie sollten die Leute für etwas bezahlen, dass Sie auch kostenlos erhalten konnten? Seine Annahme: Wenn die Leute mögen was sie lesen, werden sie auch die gedruckte Version kaufen. Aber sein Verlag wollte nicht. Wer will schon Versuchskaninchen für eine Technik sein, von der man nicht weiß, ob sie funktioniert? Also verzichtete Seth Godin auf die Zusammenarbeit mit seinem Verleger und brachte das Buch als Selbstverleger heraus – um seinen Marketingplan zu beweisen. Wäre er gescheitert, stünde es nicht hier. Mehr als 200.000-mal wurde das kostenlose E-Book innerhalb der ersten sechs Wochen aus dem Internet heruntergeladen. Und die gedruckte Ausgabe? Von der wurden 26.000 Exemplare zu einem Stückpreis von 40 Dollar verkauft. Ohne dass der stationäre Buchhandel daran beteiligt gewesen wäre, denn Seth Godin wickelte die Bestellungen ausschließlich über das Internet ab.
Das E-Buch für Erzähler
Der Erzähler Brandon Massey kam über das Internet zu seinen ersten Lesern. Sein Beispiel zeigt, dass die Idee des kostenlosen E-Books als Verkaufsmotor auch im Bereich der Belletristik funktioniert. Für seine erste Novelle „Thunderland“ interessierte sich kein Verleger. Also verlegte er das Buch notgedrungen selbst. Aber zusätzlich verschenkte er es. Wie Seth Godin bot er an, das Buch in einer elektronischen Ausgabe kostenlos herunterzuladen. Mehr als 20 Webseiten halfen ihm dabei, sein elektronisches Gratisbuch zu verteilen. Im Gegenzug versprach er ihnen einen Werbeplatz in seinem E-Book einzuräumen. Wirtschaftlich geschadet hat ihm die Aktion ganz und gar nicht, denn auch seine gedruckte Ausgabe wurde verkauft. Nachdem er mehrere tausend Exemplare in Eigenregie verkauft hatte, bot ihm ein renommierter Verlag einen lukrativen Vertrag an.
Funktioniert das auch im deutschsprachigen Raum? Was meinen Sie?
Das Buch zum Film
Guido Keller hat das bislang erfolgreichste Buch eines deutschen Selbstverlegers herausgebracht: "Hagakure", die Übersetzung einer Samurai-Bibel. Über 25.000-mal verkaufte sich der bislang noch nicht auf deutsch erhältliche Klassiker der Samurai-Kultur. Natürlich profitiert er von dem hohen Interesse, das Samurai-Themen in den Medien zuteil wird. Sein Erfolgsrezept aber war es, das Buch zum Film herauszubringen. Er veröffentlichte sein Buch parallel zum Start des Jim Jarmusch-Films "Ghost Dog" – einem Actionstreifen, in dem aus "Hagakure" vorgelesen wird. Das Prinzip der Merchandising Industrie, die zu jedem Hollywoodfilm auch Spiele, T-Shirts, Bücher oder andere Produkte herausbringt, machte sein Buch zu einem erstaunlichen Verkaufserfolg.
Können Sie Ihr Buch an einen Trend anhängen? Welche anderen Umfeldsituationen können Sie nutzen?
Nie ohne meine Agentin
Als Selbstverleger muss man alles in einer Person sein: Autor, Verleger, PR-Fachmann, Agent, Buchverkäufer. Die in London lebende Autorin Preethie Nair hat dies schnell erkannt. Sie hat eine der kuriosesten Geschichten der Buchvermarktung überhaupt geliefert. Als es darum ging, ihre erste Erzählung "Gipsy Masala" auf den Markt zu bringen, war ihr klar, dass sie eine exzellente PR-Agentur brauchen würde. Leider fehlte ihr das Geld, eine solche Agentur zu bezahlen. Der Ausweg? Sie gründete kurzerhand selber eine: "The Creative House", eine international tätige PR-Agentur, mit einer exzellenten PR-Agentin Pru Menon, die es meisterhaft verstand, die Medien für Interviews mit der noch unbekannten Autorin Preethie Nair zu begeistern. Nur: Pru Menon und Preethie Nair waren ein- und dieselbe Person. Mit gespielten Hintergrundgeräuschen und einer verstellten Stimme gaukelte sie Medienvertretern das Ambiente einer renommierten PR-Agentur vor. Dabei führte sie alle Telefongespräche doch nur von der Bettkante ihres Schlafzimmers. Die Sache funktionierte. Preethie erhielt jede Menge Medienberichte, die ersten Buchhändler wurden aufmerksam und als sich in einer Buchhändlerkette das Buch binnen kurzem mehr als 2.000-mal verkaufte, orderten immer mehr Buchhandlungen ihr Erstlingswerk. Mehrere Wochen war sie auf Platz 1 der britischen Bestsellerliste. Zwei Jahre danach schrieb sie ihr zweites Buch – eine Literaturagentin (diesmal echt) verschaffte ihr einen Vertrag über drei Bücher beim renommierten Verlag Harper Collins.
Unmoralisch oder legitim? Wieviel "Show" darf es denn sein?
Bernd Röthlingshöfer
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Die Entdeckung des Kostenlosen
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Das E-Buch für Erzähler
Der Erzähler Brandon Massey kam über das Internet zu seinen ersten Lesern. Sein Beispiel zeigt, dass die Idee des kostenlosen E-Books als Verkaufsmotor auch im Bereich der Belletristik funktioniert. Für seine erste Novelle „Thunderland“ interessierte sich kein Verleger. Also verlegte er das Buch notgedrungen selbst. Aber zusätzlich verschenkte er es. Wie Seth Godin bot er an, das Buch in einer elektronischen Ausgabe kostenlos herunterzuladen. Mehr als 20 Webseiten halfen ihm dabei, sein elektronisches Gratisbuch zu verteilen. Im Gegenzug versprach er ihnen einen Werbeplatz in seinem E-Book einzuräumen. Wirtschaftlich geschadet hat ihm die Aktion ganz und gar nicht, denn auch seine gedruckte Ausgabe wurde verkauft. Nachdem er mehrere tausend Exemplare in Eigenregie verkauft hatte, bot ihm ein renommierter Verlag einen lukrativen Vertrag an.
Funktioniert das auch im deutschsprachigen Raum? Was meinen Sie?
Das Buch zum Film
Guido Keller hat das bislang erfolgreichste Buch eines deutschen Selbstverlegers herausgebracht: "Hagakure", die Übersetzung einer Samurai-Bibel. Über 25.000-mal verkaufte sich der bislang noch nicht auf deutsch erhältliche Klassiker der Samurai-Kultur. Natürlich profitiert er von dem hohen Interesse, das Samurai-Themen in den Medien zuteil wird. Sein Erfolgsrezept aber war es, das Buch zum Film herauszubringen. Er veröffentlichte sein Buch parallel zum Start des Jim Jarmusch-Films "Ghost Dog" – einem Actionstreifen, in dem aus "Hagakure" vorgelesen wird. Das Prinzip der Merchandising Industrie, die zu jedem Hollywoodfilm auch Spiele, T-Shirts, Bücher oder andere Produkte herausbringt, machte sein Buch zu einem erstaunlichen Verkaufserfolg.
Können Sie Ihr Buch an einen Trend anhängen? Welche anderen Umfeldsituationen können Sie nutzen?
Nie ohne meine Agentin
Als Selbstverleger muss man alles in einer Person sein: Autor, Verleger, PR-Fachmann, Agent, Buchverkäufer. Die in London lebende Autorin Preethie Nair hat dies schnell erkannt. Sie hat eine der kuriosesten Geschichten der Buchvermarktung überhaupt geliefert. Als es darum ging, ihre erste Erzählung "Gipsy Masala" auf den Markt zu bringen, war ihr klar, dass sie eine exzellente PR-Agentur brauchen würde. Leider fehlte ihr das Geld, eine solche Agentur zu bezahlen. Der Ausweg? Sie gründete kurzerhand selber eine: "The Creative House", eine international tätige PR-Agentur, mit einer exzellenten PR-Agentin Pru Menon, die es meisterhaft verstand, die Medien für Interviews mit der noch unbekannten Autorin Preethie Nair zu begeistern. Nur: Pru Menon und Preethie Nair waren ein- und dieselbe Person. Mit gespielten Hintergrundgeräuschen und einer verstellten Stimme gaukelte sie Medienvertretern das Ambiente einer renommierten PR-Agentur vor. Dabei führte sie alle Telefongespräche doch nur von der Bettkante ihres Schlafzimmers. Die Sache funktionierte. Preethie erhielt jede Menge Medienberichte, die ersten Buchhändler wurden aufmerksam und als sich in einer Buchhändlerkette das Buch binnen kurzem mehr als 2.000-mal verkaufte, orderten immer mehr Buchhandlungen ihr Erstlingswerk. Mehrere Wochen war sie auf Platz 1 der britischen Bestsellerliste. Zwei Jahre danach schrieb sie ihr zweites Buch – eine Literaturagentin (diesmal echt) verschaffte ihr einen Vertrag über drei Bücher beim renommierten Verlag Harper Collins.
Unmoralisch oder legitim? Wieviel "Show" darf es denn sein?
Bernd Röthlingshöfer
4 Comments:
Unmoralisch finde ich das nicht, denn es kommt ja keiner zu Schaden. Es hat aber nicht jeder Selbstverleger so viel schauspielerisches Talent wie Preethie Nair und/oder so viel Dreistigkeit.
Ich hätte außerdem keine Lust, so etwas vorzuspielen.
Zu dem kostenlos-ein-Buch-Herunterladen, in der Hoffnung daß die identische Printversion auch gekauft wird: Deutsche sind meiner Meinung nach zu kritisch, wenn etwas, was eigentlich etwas kosten sollte, zu oft verschenkt wird. Sie suchen dann den Wurm in der Sache. Ich glaube nicht, daß es hier funktioniert.
Das Buch zum Film ist sicher eine tolle Geschichte. Wenn man solche Kontakte zur Filmindustrie hat, daß man genau weiß, was geplant ist ...
Bei Übersetzungen läßt sich sicher schnell reagieren - aber wenn man für das Buch erst recherchieren und es dann noch schreiben muß, wird es schon komplizierter.
Generell glaube ich, daß alle Anstrengungen nichts nutzen, wenn nicht auch eine Menge Glück dabei ist. Andererseits: "das Glück ist mit dem Tüchtigen" oder besser : mit dem Rührigen?
Schöne Grüße
Carmen
Vielleicht auch ein gutes deutschsprachiges Beispiel:
SELFHtml & die daran hängenden Themen.
Das kann man im Internet kostenlos lesen und auch zum offline Lesen herunter laden. Das ganze gibt es aber auch in gedruckter Form und hat sich wohl gar nicht schlecht verkauft. Dabei ist noch anzumerken, dass es als 2-bändiges Buch, einen Teil als Einzelbuch und als Studienbuch zu kaufen gab bzw. gibt.
VG
gipsy
Das mit dem kostenlos ist so eine Sache mit den Verlagen... meiner hat sich z.B. intensivst dafür interessiert, was ich auf die Website stelle - ja nicht zuviel. Die hatten schlechte Erfahrungen mit Autoren gemacht, die erst verschenkten und dann Texte aus dem eigenen Buch vorab vermarkteten. Soll's auch geben.
Die Sache mit der falschen Agentin: Wenn dt. Presseleute dahinter kommen, hagelt's Häme. Was natürlich auch Werbung sein kann ;-) Warum nicht gleich einen Agenten suchen?
roberto
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lolikneri havaqatsu
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