18.1.05

Warum Sie als Autor selbst um Leser werben müssen

Die virtuelle Buchtournee zu "Kauf! Mich! Jetzt! Die besten Werbestrategien für Autoren und Selbstverleger"

Ganz einfach: Leser entscheiden über Ihren Erfolg. Und nicht das Werbebudget.

Kennen Sie den Titel "Die göttlichen Geheimnisse der Ya-Ya-Schwestern" von Rebecca Wells? Als das Buch herauskam war die Autorin völlig unbekannt. Es erschien 1996, erhielt ein paar positive Rezensionen und verkaufte immerhin 15.000 Exemplare.
Ein Jahr später kam es als Taschenbuch heraus. Innerhalb weniger Wochen wurden 30.000 Exemplare verkauft. Ohne dass dafür Werbung gemacht wurde. Dann reagierte der Verlag, schaltete Anzeigen und die Verkäufe verdoppelten sich. Im Februar 1998 tauchte es erstmals auf einer Bestsellerliste auf und bleibt dort 48 Auflagen lang. Über 2,5 Millionen Exemplare wurden bis heute davon verkauft.

Den Weg in die Bestsellerliste schaffte die Autorin wie sie selbst sagt, nahezu ausschließlich über Mundpropaganda der Leserinnen. Die göttliche Geheimnisse war eines der Lieblingsbücher in Lesegruppen, Frauen Gruppen etc. Frauen lasen das Buch nicht einfach nur, sondern sie diskutierten es gemeinsam. So trugen die Leserinnen das Buch zu einem Erfolg, der mit Werbung nicht erreichbar gewesen wäre

Marrit Ingman hatte es ursprünglich nicht geschafft, ihre düsteren Memoiren ("Inconsolable") einer Wochenbettdepression an einen Verleger zu verkaufen. Die Lektoren lehnten das Manuskript ab, weil sie der Meinung waren, Mütter würden nur positive Bücher kaufen. Marrit Ingman, die ihre Erlebnisse über 2 Jahre lang in einem Weblog dargestellt hatte, ließ sich davon nicht abschrecken. Sie fragte einfach die LeserInnen ihres Weblogs, was sie von einem solchen Buch halten würden. Dann packte sie die zahlreichen positiven Antworten als Zitate in ein neues überarbeitetetes Exposé. Das überzeugte. Schließlich sahen die Verleger, dass sie das wichtigste für die Vermarktung eines Buches schon mitbrachte: eine Leserschaft.

Der Physiker Didier Sornette hat lange Reihen von Verkaufszahlen bei Amazon analysiert und kam zu dem Schluß, dass über den Erfolg eines Buches nicht so sehr die direkte Einwirkung auf die potentiellen Käufer entscheidet, etwa durch Nachrichten oder herkömmliche Werbung. Wichtiger ist es vielmehr, dass sich im Bücherleser-Netzwerk möglichst lange Ketten von Personen bilden, die das Buch einander empfehlen.

Bernd Röthlingshöfer

5 Comments:

Anonymous Anonym said...

Schönen Guten Tag :)
Das Beispiel der Ya-Ya-Schwestern klingt schon einleuchtend, allerdigs: was hat die Autorin zur Mundpropaganda der Leserinnen beigetragen - oder beitragen können?
Das läuft doch wahrscheinlich ganz von selbst - und man bekommt davon gar nichts mit - höchstens von eigenen Bekannten, die zufällig das Buch mögen und darüber reden.
Hm.
Irgendwie ist in mir auch das Bild sehr verhaftet, dass ein Autor schreibt und sich nicht damit rumschlagen muss, sein Buch anderen aufzudrücken.
Wenn ein Buch gut ist, passiert das nicht von ganz allein?
Beste Grüße,
mirjam

12:44 PM  
Anonymous Anonym said...

Klingt toll. Wenn's denn so einfach wäre.
Ich arbeite seit Jahren nebenher zur Verlagswerbung mit Website zum Buch, entsprechenden Netzwerken und Spezialforen zur Thematik. Der Zeitaufwand steht in keinem Verhältnis zum Effekt. Auch bei Mundpropaganda und Internetarbeit muss erst eine kritische Masse erreicht sein, die der Verlag oft schneller schafft. Spürbare Zusatzverkäufe erlebe ich erst durch ein reines Businessnetzwerk, in dem ich in Foren thematisch auffalle und die Leute dadurch auf das Buch neugierig werden. Da verkaufe ich weniger das Buch als mich selbst. Leserforen u.ä. brachten nichts.

Wie analysiert man amazon-Zahlen? Die Dinger erscheinen pi mal Daumen. Ein vergriffenes Buch macht die tollsten Abverkäufe, ein gut Verkauftes hat schlechte Zahlen und die Topzahlen äußern sich dann in zwei verkauften Exemplaren.
Grüße, roberto

12:56 PM  
Anonymous Anonym said...

Wann gehts weiter?

*neugier*

Kathie

1:54 PM  
Anonymous Anonym said...

Ich denke schon, dass man mit Mundpropaganda eine Menge erreichen kann und dass man sie in gewissem Maße auch gezielt fördern kann. Allerdings vermute ich mal, dass es bei den verschiedenen Genres gewaltige Unterschiede gibt. Bei Sachbüchern oder Büchern mit bestimmter "betroffenen" Zielgruppe wird das sicher leichter sein, als z. B. bei einem Thriller oder SF. Das liegt einfach daran, dass in dem einen Fall die Zielgruppe konzentriert an wenigen Stellen zu finden ist, im anderen Fall hingegen verteilt sie sich wie Staub in allen Ecken.
VG
gipsy

2:21 PM  
Anonymous Anonym said...

Ok, war vielleicht nicht das beste Beispiel.
Trotz allem (und das gilt nicht nur für die Werbung, die man online betreiben kann) ist es einfacher, wenn die Zielgruppe in konzentrierter Form zu finden ist. Also sollte man sich wahrscheinlich als erstes Mal Gedanken darüber machen, wer denn wohl das Buch lesen würde.

5:12 PM  

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