1.5.06

Gefühlsgruß aus der Kindheit

Ich bin krank. Habe eine richtige schöne Grippe. Und weil von morgen an fünf Lesungen und ein Autorenseminar zu absolvieren sind, nehme ich die Sache ernst. Ich schlafe viel, esse gesund usw. Wie ich heute morgen im Bett lag, statt aufzustehen und zu arbeiten, habe ich mich an das Gefühl erinnert, das ich als Kind hatte, wenn ich wegen einer Erkältung nicht zur Schule ging. Eine Mischung aus Genuß, Schadenfreude und schlechtem Gewissen habe ich damals empfunden. Genuß: Weil ich frei war. Schadenfreude: Weil die anderen sich in diesem Augenblick den Regeln der Schule zu beugen hatten, während ich Comics lesen, schlafen und Computer spielen durfte. Schlechtes Gewissen: Weil ich eigentlich auf die Schulbank gehörte, und womöglich Wichtiges verpaßte.

Nun ist das reizvolle an der Erinnerung an ein Gefühl, daß man es just in dem Augenblick, wo man sich daran erinnert, auch empfindet.

Schön, daß ich krank bin – ich bin frei!

Hehe, ihr anderen müßt arbeiten.

Eigentlich gehöre ich aber an den Rechner. Der neue Roman wartet, der Federwelt-Newsletter muß heute verschickt werden, das Autorenseminar nächstes Wochenende ist noch nicht fertig vorbereitet ...

Ach, die Zeiten ändern sich nie. Auf gewisse Weise bleibt man ewig Kind. Warum auch nicht.