16.2.06

Das ist kein Telefon

Was für ein Glück! Ich bin einige Tage in Basel für geschlossene (heimliche) und offene Lesungen, Stadtführungen zu den Romanschauplätzen, Interviews usw., liege gerade in meinem Zimmer auf dem Fußboden, schalte den Computer ein - und es gibt ein ungesichertes WLAN-Netzwerk in der Nachbarschaft! Also kann ich euch ein bißchen berichten, was in den letzten Tagen so los war. Nicht alles, natürlich. Drei lustige Situationen.

Szene 1: Ich telefoniere mit Frau Grauer von der Grauerschen Antiquariatsbuchhandlung in Nürnberg. Plötzlich klingelt ein Telefon an ihrem Ende der Leitung. Ich sage: “Gehen Sie doch ruhig ran, ich kann warten.” Sie sagt: “Das ist kein Telefon. Das ist der Papagei.” Es klingelt wieder. Pause. Es klingelt wieder. Ich frage: “Sind Sie sicher?” Sie lacht. Ich lausche. Es ist ein modernes Telefonklingeln, der Papagei wartet sogar die Pausen ab, die das Telefon macht, bevor es erneut klingelt. Da plötzlich schreit er wieder Papageienrufe. Da wir demnächst eine Lesung haben in der Buchhandlung, werden wir das Tier wohl live erleben. Frau Grauer: “Ich warne Sie, er hat bei Lesungen schon an den unpassendsten Stellen gekichert.” Wenn dieser Papagei so exakt ein Telefonklingeln nachahmt, dann möchte ich nicht wissen, wie sein Kichern klingt ...

Szene 2: Heute, im Zug nach Basel. Ich schreibe eine Szene, in der die Protagonistin die Löcher in der Kleidung ihres Kindes stopft (durchgeriebene Knie, das Problem hatte meine Mutter bei mir und meinen zwei Brüdern auch immer). Ich habe keine Ahnung, wie man ein Loch stopft. Also wende ich mich an die Frau, die neben mir sitzt, und frage sie danach. Sie lächelt, und sagt: “Ja, das weiß ich.” Bereitwillig erklärt sie mir, wie das Stopfen funktioniert. Schön! Manchmal ist es doch gut, nicht zu Hause, sondern unterwegs zu schreiben.

Szene 3: Heute, “geheime” Buchlesung in einem Schloßpavillon. Ich muß etwa 50 Bücher signieren (ca. 80 wurden verkauft, juchhu!). Frau Walter spricht mich während des Signierens an, deren Ehemann Verlagsleiter des Brunnen Verlags ist, der die “Todgeweihte” dieser Tage als Hardcover-Ausgabe veröffentlicht. Sie sagt, ihr Mann könne heute nicht hier sein, weil er nach Wien geflogen sei - mit Lauda Air. Ich frage mich schon, warum sie das so betont: Lauda Air. Sie sagt, ausgerechnet diesen Flug sei Nicki Lauda selbst geflogen, und ihr Mann habe das erste Exemplar des Romans dabeigehabt. Er habe es Nicki Lauda geschenkt. Wow! Der Mann war auf Müslipackungen abgebildet, als ich Kind war ...

Was ich sonst so mache? Ich bereite den nächsten historischen Roman vor. Und ich schreibe an der Fortsetzung der “Siedler von Vulgata”, damit im September eine erweiterte Fassung erscheinen kann. Einer der Leser der jetzigen Fassung schrieb:

Was passiert wohl mit den Siedlern von Vulgata, wenn die sie von den Galchinen nicht mehr benötigt werden ? Eine sehr fragwürdige Asyl Entscheidung.

Das ist der klügste Leserbrief, den ich bekommen habe, auch wenn andere wortgewandter und ausführlicher waren. Denn genau darum geht es im neuen, zweiten Teil des Romans. Um eine sehr fragwürdige Asylentscheidung, die plötzlich ihre Schwächen zeigt. Aliens und Menschen, die von einem Tag auf den anderen zusammenleben? So einfach geht das nicht.