26.4.06

Wie macht das die Nachtigall?

Da steht er, der erste Satz des neuen Romans. Ich weiß, daß ich ihn noch hundert Mal neu schreiben werde, aber es ist wichtig, daß er existiert. Die Arbeit ist begonnen. Jetzt sind meine Sinne hellwach, ich ordne alles, was ich sehe, rieche oder höre dem neuen Roman zu. Auch meinem Lektor, Gunnar Cynybulk, scheint die Geschichte nicht aus dem Kopf zu gehen. Vergangene Woche saß ich mit ihm am Cafétisch und wir sprachen den Stoff durch. Heute rief er an und sagte, ihm sei noch eine Idee gekommen. Gunnar würde, wenn er Autor wäre, hervorragende Romane schreiben. Seine Ideen verblüffen und begeistern mich jedes Mal.

Die nächsten Wochen verbringe ich mit Recherchen. Ob ihr es glaubt oder nicht: Ich freue mich schon darauf. Dieser junge, frische Roman macht mich hungrig. Ich bin begierig, in die Zeit, die Umstände, die historischen Figuren einzutauchen. Ich will mich hineinfressen in Bücherstapel, will mir eintausend kleine Notizen machen.

Am Sonntag nach der Lesung auf der Burg Eppstein bin ich ausnahmsweise mal direkt nach Hause gefahren. Gegen Mitternacht stand ich dann an der umnachteten Straße, und bin erschaudert vor Entzücken. Da sang eine Nachtigall, mitten in den pechschwarzen Himmel hinein. Ist das Lied nur so schön, weil ringsum Nacht ist und alles finster und ruhig daliegt? Ich weiß es nicht. Jedenfalls hört es sich überwältigend schön an. Wie auch immer die Nachtigall das hinkriegt. Sie ist Solistin, wenn sie singt, singt kein anderer Vogel.

Oh, und wenigstens erwähnen sollte ich, daß der neue Gemeinschaftsroman erschienen ist. Er liegt jetzt in allen Buchhandlungen. Haltet nach diesem gelben Cover Ausschau:


Worum es geht? Wir haben uns einen Königsmord aus dem englischen Mittelalter vorgeknöpft. Walter Tirel begleitet den König auf die Jagd in den New Forest. Ein Hirsch bricht durch das Unterholz, und Tirel schießt. Der König geht getroffen zu Boden. Auf seiner Flucht bemerkt Tirel, daß nicht alles so ist, wie es scheint. Zwölf Tage hat er Zeit, den Dingen auf den Grund zu gehen. (Damals wurde übrigens wirklich Tirel beschuldigt, obwohl er bis zum Tag des Mords als enger Freund des Königs galt. Die Sache schrie ja förmlich nach einem Roman.) Die Autoren: Rebecca Gablé, Guido Dieckmann, Mani Beckmann, Tessa Korber, Malachy Hyde, Walter Laufenberg, Sabine Wassermann, Ruben Wickenhäuser, Kathrin Lange, Eric Walz, Belinda Rodik – und ich.