6.2.05

Wer viel träumt, lebt länger

Kontoauszüge geholt. Ein Grund zu feiern: Der Agent hat Vorschüsse überwiesen und dabei meine Romane verwechselt (Vorschuß für einen Roman, der erst 2006 erscheint, mit dem Titel eines Romans im Verwendungszweck, der 2004 erschienen ist). Ist das nicht großartig, daß so etwas überhaupt passieren kann, ich meine, daß es da Romantitel gibt, die Michael verwechseln kann? Ich finde das toll. Jetzt kann man bei mir schon durcheinanderkommen!

Ab und an träume ich von einem schrecklichen Ereignis des vergangenen Jahres, immer in neuen Varianten. So auch diese Nacht. Scheint, als hätte ich das noch nicht recht verarbeitet. Während ich am Vormittag darüber nachsann, wie das mit Träumen so ist und daß mein Verstand da noch einige Möglichkeiten durchspielen möchte, fiel mir "Basilea" ein. Einer der Protagonisten hat in der zweiten Romanhälfte Alpträume (das war nicht meine Idee, sondern die des ebenfalls traumgeschüttelten Musicalautors). Bin rasch in die Kapitelplanung gegangen und habe noch etwas eingefügt. Wißt ihr: Man reist im Roman mit den Lesern in eine fremde Zeit, sie sind froh, wenn sie ab und an etwas aus ihrer Zeit wiederfinden. Träume kennen sie. Also habe ich mich entschlossen, das Thema etwas größer zu machen. Warum nicht ein paar wohlmeinende ärztliche Ratschläge einbauen? Harnproben, ein Ungleichgewicht der Körpersäfte, Aderlaß? Die modernen Leser sollen ihren Spaß haben. Und sie sollen mit dem traumgeplagten Protagonisten mitfühlen. Ich kann es jedenfalls.

Wann habt ihr das letzte Mal etwas im Lexikon nachgeschlagen? Kostet es euch auch soviel Überwindung, diese Sammelwerke der kleinen Weisheiten zurück ins Regal zu stellen? Als ich für die Prüfung die Bettelorden im Lexikon des Mittelalters aufsuchte, fiel mir der Begriff "Bettlerwesen" auf. Eine guter Ausgangspunkt, um für "Basilea" nochmal in die Tiefe zu gehen. Denn Bettler spielen eine große Rolle in den Düsternissen dieser Geschichte.

Zehn vor zwölf. Zeit, schlafen zu gehen. Geht der Traum weiter? Naja, wer viel träumt, lebt länger, hat man mal herausgefunden.