Das Klirren von Schneekristallen
Habe wieder etwas für den Roman "entdeckt"! Als mir der Kopf rauchte vom Lernen, bin ich spazierengegangen. Es fing an zu schneien, und ich habe das erstemal in meinem Leben gehört, wie Schnee fällt. Jawohl: Gehört. Bisher kannte ich weiße Flocken, die lautlos herabschweben. Heute aber, am Waldrand, hörte ich ein feines Klirren, tausendfach. Winzige eisschillernde Schneekristalle rauschten auf Äste, Büsche und Vorjahresgras herunter, trieben übereinander, setzten sich fest. Da "Basilea" teilweise im Winter spielt, wird die Protagonistin – wie ich heute – Schnee hören. Ich hoffe, die Leser glauben mir, wenn ich das beschreibe. Hätte es ja selbst nicht geglaubt.
Auch den Plot habe ich erweitert. Eine Figur, die nach der bisherigen Fassung erst in der zweiten Hälfte des Romans aufgetreten wäre, wird nun bereits in der ersten Romanhälfte eingeführt: Sie spricht mit einem Mann, den ich schon jetzt, obwohl er ja nur ausgedacht ist, bewundere und verehre in seiner stillen, tapferen Art. (Ich habe das Gefühl, er ist ein entfernter Verwandter, den ich lange nicht besucht habe.) Da die zuerstgenannte Figur keine unwichtige Rolle spielt, ist es viel besser, die Leser schon eher mit ihr bekanntzumachen. Und ihr neuer Auftritt paßt wie die Faust aufs Auge. Schade nur, daß sie den Bewunderten nicht retten kann.
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Im Radio, vor Schulklassen und in Interviews habe ich beteuert, daß wir die Menschen unterschätzen, die zur Zeit des Mittelalters lebten. Ich denke das nach wie vor. Schaut mal, was ich heute für die Mittelalterklausur gelesen habe. Nachfolgend zwei Gesetzesauszüge der Konstitutionen von Melfi, die Kaiser Friedrich II. festschreiben ließ im Jahre 1231. Überraschend modern, oder?
"Weil nun das Tragen verbotener Waffen zur Ursache ebensosehr von Körperverletzungen wie selbst von Morden wird, verbieten wir aus der richtigen Vorstellung heraus, daß man besser rechtzeitig vorbeugt als nachher strafend einschreitet, durch gegenwärtiges Gesetz allen Getreuen unseres Königreiches, daß jemand sich anmaße, scharfe und verbotene Waffen, das heißt einen spitzen Dolch, Schwerter, Spieße, Harnische, Schilde, Kettenhemden, Eisenkeulen und alle anderen Waffen, welche mehr um zu schaden denn um eines andern erlaubten Zweckes willen angefertigt worden sind, bei sich zu führen.
Ein jeder aber, der von nun an verbotene Waffen trägt, soll unserer Staatskasse, falls es sich um einen Grafen handelt, fünf, als Baron vier, als einfacher Ritter drei, als Bürger zwei Unzen und als Bauer eine Unze zahlen. Wenn Bedürftige vielleicht dieser Strafe spotten, sollen sie auf Zeit zu öffentlichen Arbeiten verurteilt werden."
Öffentliche Arbeiten? Waffenverbot, weil das Herumtragen von scharfen Waffen zu Körperverletzungen bis hin zu Mord führt? Das sollte mal als Gesetzesentwurf in den amerikanischen Senat eingebracht werden.
Ein weiteres Gesetz, für Mittelalterliebhaber:
"Durch die gegenwärtige Satzung unseres Namens verbieten wir auf ewig sämtlichen Richtern unseres Königreiches, irgendwelche Getreuen von uns besagten Gottesurteilen zu unterwerfen [..]; vielmehr sollen sie sich mit den allgemein üblichen, durch die alten Gesetze ebenso wie durch unsere Konstitutionen eingeführten Beweismitteln begnügen. Weniger richtiggestellt als vielmehr ausgerottet werden muß nämlich unserer Meinung nach die Anschauungsweise derer, welche fest glauben, die natürlich Hitze eines glühenden Eisens könne ohne rechte Ursache lauwarm oder – was noch törichter ist – eiskalt werden, oder welche versichern, daß ein in ein Verbrechen verwickelter Angeklagter bloß seines schlechten Gewissens wegen nicht von dem Element des kalten Wassers aufgenommen wird, während ihn vielmehr das Einatmen von genügend Luft nicht untergehen läßt."
Kompliziert ausgedrückt, zugegeben. Aber recht deutlich, oder? Friedrich II. sagt hier, es ist Unfug, Leute ein glühendes Eisen anfassen zu lassen, um ihre Unschuld zu beweisen, oder sie ins Wasser zu werfen (wer unterging, war unschuldig). Er hatte das längst kapiert.
Glauben wir denn noch Zeug, das eigentlich Blödsinn ist? Aber sicher! Wenn der Vogel Strauß Angst hat, steckt er den Kopf in den Sand. Ja, wirklich? Hat das schon mal einer beobachtet? Natürlich nicht! Es wäre auch das Dümmste, das er tun könnte bei Gefahr. Fragt mal nach im Zoo.
Auch den Plot habe ich erweitert. Eine Figur, die nach der bisherigen Fassung erst in der zweiten Hälfte des Romans aufgetreten wäre, wird nun bereits in der ersten Romanhälfte eingeführt: Sie spricht mit einem Mann, den ich schon jetzt, obwohl er ja nur ausgedacht ist, bewundere und verehre in seiner stillen, tapferen Art. (Ich habe das Gefühl, er ist ein entfernter Verwandter, den ich lange nicht besucht habe.) Da die zuerstgenannte Figur keine unwichtige Rolle spielt, ist es viel besser, die Leser schon eher mit ihr bekanntzumachen. Und ihr neuer Auftritt paßt wie die Faust aufs Auge. Schade nur, daß sie den Bewunderten nicht retten kann.
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Im Radio, vor Schulklassen und in Interviews habe ich beteuert, daß wir die Menschen unterschätzen, die zur Zeit des Mittelalters lebten. Ich denke das nach wie vor. Schaut mal, was ich heute für die Mittelalterklausur gelesen habe. Nachfolgend zwei Gesetzesauszüge der Konstitutionen von Melfi, die Kaiser Friedrich II. festschreiben ließ im Jahre 1231. Überraschend modern, oder?
"Weil nun das Tragen verbotener Waffen zur Ursache ebensosehr von Körperverletzungen wie selbst von Morden wird, verbieten wir aus der richtigen Vorstellung heraus, daß man besser rechtzeitig vorbeugt als nachher strafend einschreitet, durch gegenwärtiges Gesetz allen Getreuen unseres Königreiches, daß jemand sich anmaße, scharfe und verbotene Waffen, das heißt einen spitzen Dolch, Schwerter, Spieße, Harnische, Schilde, Kettenhemden, Eisenkeulen und alle anderen Waffen, welche mehr um zu schaden denn um eines andern erlaubten Zweckes willen angefertigt worden sind, bei sich zu führen.
Ein jeder aber, der von nun an verbotene Waffen trägt, soll unserer Staatskasse, falls es sich um einen Grafen handelt, fünf, als Baron vier, als einfacher Ritter drei, als Bürger zwei Unzen und als Bauer eine Unze zahlen. Wenn Bedürftige vielleicht dieser Strafe spotten, sollen sie auf Zeit zu öffentlichen Arbeiten verurteilt werden."
Öffentliche Arbeiten? Waffenverbot, weil das Herumtragen von scharfen Waffen zu Körperverletzungen bis hin zu Mord führt? Das sollte mal als Gesetzesentwurf in den amerikanischen Senat eingebracht werden.
Ein weiteres Gesetz, für Mittelalterliebhaber:
"Durch die gegenwärtige Satzung unseres Namens verbieten wir auf ewig sämtlichen Richtern unseres Königreiches, irgendwelche Getreuen von uns besagten Gottesurteilen zu unterwerfen [..]; vielmehr sollen sie sich mit den allgemein üblichen, durch die alten Gesetze ebenso wie durch unsere Konstitutionen eingeführten Beweismitteln begnügen. Weniger richtiggestellt als vielmehr ausgerottet werden muß nämlich unserer Meinung nach die Anschauungsweise derer, welche fest glauben, die natürlich Hitze eines glühenden Eisens könne ohne rechte Ursache lauwarm oder – was noch törichter ist – eiskalt werden, oder welche versichern, daß ein in ein Verbrechen verwickelter Angeklagter bloß seines schlechten Gewissens wegen nicht von dem Element des kalten Wassers aufgenommen wird, während ihn vielmehr das Einatmen von genügend Luft nicht untergehen läßt."
Kompliziert ausgedrückt, zugegeben. Aber recht deutlich, oder? Friedrich II. sagt hier, es ist Unfug, Leute ein glühendes Eisen anfassen zu lassen, um ihre Unschuld zu beweisen, oder sie ins Wasser zu werfen (wer unterging, war unschuldig). Er hatte das längst kapiert.
Glauben wir denn noch Zeug, das eigentlich Blödsinn ist? Aber sicher! Wenn der Vogel Strauß Angst hat, steckt er den Kopf in den Sand. Ja, wirklich? Hat das schon mal einer beobachtet? Natürlich nicht! Es wäre auch das Dümmste, das er tun könnte bei Gefahr. Fragt mal nach im Zoo.
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