16.1.07

Neue Weblog-Adresse

Danke, daß ihr mich an dieser Stelle so lange begleitet habt! Mit meiner neuen Website habe ich nun auch ein neues Journal. Ihr findet es unter der Adresse http://www.titusmueller.de/journal.html.

Wer das Feed abonnieren möchte, kann in seinem Reader die folgende Adresse angeben: http://www.titusmueller.de/index.php?id=538&type=100.

19.12.06

Sind Sie Spion?

Ein Blogeintrag aus dem Flugzeug – natürlich werde ich ihn erst nach der Landung online stellen. Im VISA-Antrag, den ich hier gerade ausfüllen muß, wird man eine Menge gefragt. Unter anderem:

Are you seeking entry to engage in criminal or immoral activities? [] Yes [] No

Have you ever been or are you now involved in espionage or sabotage; or in terrorist activities? [] Yes [] No

If you answered “Yes” to any of the above, please contact the American Embassy BEFORE you travel to the U.S. ...

Wenn ich also Spion wäre, würde ich “Ja” ankreuzen und mich in der amerikanischen Botschaft melden. Oder wenn ich einen Terroranschlag plane. Oder sonst irgendwas Kriminelles. Welcher Spion, welcher Terrorist macht das?

--

Eine Nacht später. Durch den Jetlag war ich sehr zeitig wach. Habe im Bett gelegen und auf Zetteln am Romankonzept gearbeitet. Währenddessen wurde es draußen hell, von einem tiefen Blau, fast Schwarz noch, bis zum strahlenden Morgenhimmel. Ein Genuß, das durchs Fenster zu beobachten!

Diese Woche dürfte die Taschenbuchausgabe der “Brillenmacherin” in allen Buchhandlungen angekommen sein. Falls ihr also kurzfristig noch ein Weihnachtsgeschenk sucht ... Ich mag den Umschlag lieber als den des Hardcovers. Schaut mal.


Ebenfalls erfreulich: “Die Todgeweihte” wird im Frühjahr als 10. Band der Weltbild-Sammler-Edition “Mittelalter-Romane” erscheinen.

5.12.06

Hörbuch bei Aldi


Seit gestern gibt es bei Aldi Süd “Die Siedler von Vulgata” als Hörbuch zu kaufen. Sie sind Teil eines Pakets von 12 CDs unter dem Titel “Große Stimmen – Unheimliche Unterhaltung” mit Geschichten von Edgar Allan Poe, Wolfgang Hohlbein, Nikolaj W. Gogol und anderen.

Peer Augustinski liest, Katja Riemann und weitere Größen der Filmwelt. “Die Siedler von Vulgata” werden von Hannes Jaenicke gelesen. Hier kann man reinhören. Ich finde, die Stimmen für die Galchinen sind großartig gelöst. Im Tonstudio hat man mehr Möglichkeiten als bei einer Live-Lesung. Während ich meine Stimme selbst verstellen muß, konnten sie hier das Außerirdische durch technisches Verzerren der Stimme ausdrücken. Well done!

“Große Stimmen – Unheimliche Unterhaltung” gibt es nur diese Woche. Bei 12 CDs für 12,99 Euro kann man sich nicht beschweren. Greift zu!

Erfahren habe ich das Ganze übrigens erst heute durch Wolfgang Tischer vom Literaturcafé. Werde es gleich mal meinen Verlagen melden. Ob wenigstens die etwas davon wußten? Andererseits war es eine schöne Überraschung, als ich heute den Computer anschaltete und Mails abrief. So etwas kann es gern jeden Tag geben!

3.12.06

Ein Zettel

Schöne Post im Briefkasten: Cornelsen setzt mein Gedicht “Potsdamer Platz” ins neue Deutschbuch für die Achtkläßler im Gymnasium. Hätte ich mir das träumen lassen, als ich selbst noch in der Schule war, daß die Schüler ein paar Jahre später einmal meine Gedichte analysieren würden?

Den Großteil der Gedichte habe ich während der Schulzeit geschrieben. Heute dichte ich kaum noch. Die Stimmungen, die beobachteten Details fließen in die Romane mit ein. Wenn ich etwas einmal aufgeschrieben habe, ist das Bedürfnis weg, es auszudrücken. Offenbar geht es mir nur darum, Dinge festzuhalten, die mir aufgefallen sind oder kostbar erscheinen.

Meine alte Freundin – wie alt ist sie eigentlich genau? – hier im Ort macht sich Blumenerde selbst. Das hat sie mir gestern erzählt. Auf dem Balkon hat sie einen alten Topf, in den sie Möhrenschalen, Kartoffelnschalen usw. hineintut, und irgendwann wird Erde daraus. In dieser Erde züchtet sie dann Blumen.

Dieses Recycling der Stoffe fasziniert mich, auch bei unserem Körper. Ist es nicht verrückt? Wir essen Kartoffeln mit Gemüse, und daraus macht unser Körper Hautzellen, Wimpern, Knochen, Muskeln, Blutkörperchen ... Wir sind ein echtes Wunderwerk.

Ich hatte euch einen Zettel versprochen. Hier ist er.


Den müssen spielende Kinder auf der Straße verloren haben. Sie haben sich Geld gebastelt, und für die Dauer ihres Spiels war es ihnen so kostbar, als wäre es wirklich 500 Dollar wert. Das Faszinierende daran für mich als Erwachsenen: Es macht mir bewußt, daß meine Geldscheine ebenfalls nichts als bedruckte Zettelchen sind. Ich glaube, ich nehme sie viel zu ernst.

21.11.06

Im Radio

Heute Mittag war ich beim MDR für ein Interview. Die größte Herausforderung: Meinen Roman in zwei Sätzen zusammenzufassen, und zwar so, daß die Hörer Lust darauf bekommen, ihn zu lesen. Zu Beginn des Interviews habe ich mich ziemlich gewunden vor dem Mikro. Dann: Ein paar herzliche Blicke des Moderators, eine lustige Frage – und schon wurde ich redefreudiger. Wie schaffen es die Radioleute bloß, einen immer so locker zu machen? Ich habe über mein Alter gescherzt, zugegeben, daß ich oft die Uni geschwänzt habe, und von einem Zettel erzählt, den ich auf der Straße fand. (Den scanne ich euch ein, sobald ich aus Magdeburg und Alsbach wieder zu Hause bin.)

Christine war auf der Ronneburg und schreibt unter anderem:

“Für die Falken-Vorführung kamen wir leider zu spät. Die fand schon um 15.00 Uhr statt. Als wir um 16.20 Uhr dort ankamen, lief der Falkner mit seinem Handschuh in der Hand, Handy am Ohr und Augen am Himmel um die Burg herum. Du ahnst, was geschehen ist. Aber besonders aufgeregt war der Mann nicht, eher cool, würde ich sagen. Ist wohl nichts Besonderes, wenn der Star der Vorführung mal nicht vor Einbruch der Dunkelheit heimkehrt.”

Ein Falke, der ausreißt, um die Freiheit zu genießen. Ich wüßte zu gern, was Tiere wirklich denken.

13.11.06

Joseph Medlicott Scriven

Gerade rief Radio Paradiso an, die mit mir eine Lesung veranstalten am Nikolausabend, in 100 Metern Höhe über der Stadt. Ich sollte drei Interviewfragen beantworten und eine Einladung zur Lesung aussprechen. Die Einladung wird im Programm als Teaser eingeblendet. O Mann. Am liebsten hätte ich zehn Fassungen gesprochen. Fürs nächste Mal merke ich mir, daß es besser ist, sich den Satz aufzuschreiben. So frei ins Blaue gesprochen, vergißt man leicht, daß man nicht “Frankfurt/Oder” sagen wollte, sondern nur “Frankfurt”.

Für den neuen Roman befasse ich mich gerade mit dem mittelalterlichen Bankenwesen. Ich bin erstaunt, was es damals schon alles gab. Ein Sparbuch mit zwölf Prozent Zinsen konnte man einrichten. Zwölf Prozent! Oder ein Girokonto – Überweisungen auf andere Konten derselben Bank hat man ihnen einfach in die Bücher diktiert. Die großen Banken hatten Filialen in London, Paris, Mailand, Brügge, Venedig usw.

Ich finde Namen schön. In der Kirche neulich, beim Singen, fiel mir der Name des Lieddichters auf. Joseph Medlicott Scriven. So würde ich gerne heißen! Ein Ire war er, in Dublin geboren. Er wanderte 1845 nach Kanada aus und lebte dann in Port Hope am Ontariosee. Was so ein Name gleich als Lebensgeschichte mitbringt!

Michael Gaeb, mein Literaturagent, wurde vom Magazin der Süddeutschen Zeitung interviewt. Falls euch das interessiert, hier geht es zum Interview. Ich dachte immer, ich hätte einen mühsamen Job, Seite für Seite einen Roman zu erzählen. Aber mein Agent hat es ja noch viel schwerer! 2.000 Manuskripte hat er in den letzten drei Jahren bekommen, und davon nur zwei angenommen (mal abgesehen von den Autoren, die er selbst ins Boot geholt hat). Das stelle ich mir demotivierend vor. Würde ich nicht denken: “Die letzten 1.000 Manuskripte waren auch nichts. Warum soll ich dieses noch lesen?”

Im Zug las ein kleiner Junge ein Buch über Dinosaurier. Er fragte seinen Großvater: “Opa, hast du das schon erlebt?” Was Kinder für Vorstellungen von Zeit haben! Später sagte der Großvater am Telefon: “Nein-nein, es ist alles gut gegangen. Er weiß gar nicht, was Streß ist.” Daraufhin beschwerte sich der Kleine empört: “Doch, ich weiß, was Streß ist!”

25.10.06

Habt ihr eine Toilette hier?

Seit zwei Wochen bin ich zu Lesungen unterwegs. Was ich am Hotelleben mag: Jede Nacht in einem frischbezogenen Bett zu schlafen. Reife Kiwis am Morgen. Was ich nicht mag: In mein Zimmer zu kommen, und jemand anderes hat aufgeräumt. Es kommt mir vor wie ein Eingriff in meine Privatsphäre, vor allem, meine Kleidung, die ich einfach hingeworfen hatte, feingefaltet zusammengelegt zu sehen. Ein stiller Vorwurf des Personals: Junge, werde ordentlicher! Ich bin ordentlich, will ich sagen, ich war nur noch nicht dazu gekommen, alles aufzuräumen. Laßt es mich selber machen! Aber es nützt ja nichts, abzuschließen – das Personal hat immer auch einen Schlüssel. Ein Hotelzimmer ist kein gutes Versteck.

Es gibt Situationen, die würde man einem Roman niemals abnehmen. Zum Beispiel diese. Vor drei Minuten beschwerte sich ein Fahrgast in der Regionalbahn nach Stuttgart, daß alle Toiletten im Zug defekt und geschlossen seien. Die Schaffnerin erwiderte: “Dann muß ich den Zug stehenlassen im nächsten Bahnhof.” Im Bahnhof angekommen, rief sie quer über den Platz: “Habt ihr eine Toilette hier? Ich muß sonst den Zug stehen lassen.” Die Bahnhofsvorsteherin antwortete: “Da hinten, bei den Fahrrädern.” Zwei Fahrgäste gingen mit rotem Kopf zu den Toiletten hinüber, während der ganze Zug zusah und wartete.