7.8.06

Das Landemanöver von Fliegen

Was habe ich für wunderbare Weblog-Leser! Julia hat gleich bei einer Expertin nachgefragt wegen der Fliege. Hier die Antwort von Almut Kelber, Associate Professorin in der Lund Vision Group an der Lund University, Schweden, wo man sich ausschließlich mit der Sicht von Tieren beschäftigt:

“Insekten reagieren recht unterschiedlich, wenn man das Licht ausschaltet. Die Taubenschwänze, die wir hier in Flugkäfigen halten (Artname: Macroglossum stellatarum, das sind tagaktive Tiere, die aber naher mit Nachtfaltern verwandt sind), fallen wie Steine auf den Boden, wenn wir unerwartet das Licht ausschalten, während sie fliegen. Wenn wir Nachtfalter bei geringer Lichtintensität (etwa wie Mondlicht oder gar wie Sternenlicht) haben und ein Foto mit Blitz machen, dann blenden wir sie auch so, dass sie zu Boden gehen. Dann dauert es ungefähr eine Viertelstunde, bis sie wieder im Dunkeln sehen. Das liegt daran, dass Nachtfalter und viele andere Nachtinsekten Superpositionsaugen haben, die eine sogenannte Pseudopupille schliessen können, wenn es viel Licht gibt, und öffnen, wenn es dunkler wird. Dabei wandert Pigment in einer klaren Zone zwischen der Linse und den Rezeptoren hin und her, so dass entweder nur Licht, das durch eine einzige Facettenlinse fällt, einen Receptor trifft, oder eben Licht, das im besten Fall durch 1.000 verschiedene Facettenlinsen fällt.

Insekten wie Bienen, Fliegen und Schmetterlinge haben das nicht. Die können nur Pigment innerhalb einer Facette verschieben und so die Lichtmenge regeln. Das geht entsprechend schneller (also im Sekundenbereich), aber diese Tiere mit sogenannten Appositionsaugen sehen in der Nacht meist nicht mehr so viel.

Zur Fliege gibt es noch ein wichtiges Detail: Fliegen haben ein fest einprogrammiertes Landemanöver, das ‘Landereaktion’ genannt wird. Wenn plötzlich vor der Fliege ein Wand auftaucht oder sonst ein Hindernis, dann fährt sie reflexmäßig Ihr Fahrwerk (sprich: die Beine) aus, und wenn sie dann gegen die Wand knallt, steht sie auf den Beinen. Wenn es plötzlich dunkel wird, kann es gut sein, dass sie dasselbe macht, und wenn sie dann irgendwo landet, so auf den Beinen, wie eine Katze.”

Leben wir nicht auf einer spannenden Welt?