2.6.06

Der Schäfer und seine "dreckigen Häretiker"

Was ich so mache zur Zeit? Ich baue weiter am neuen Roman. Im Moment bedeutet das, sich durch Bücherstapel zu fressen (was ja eine angenehme Beschäftigung ist). Die Bücher sehen hinterher so aus:


Glaubt ja nicht, die kleinen bunten Zettel stecken bei Jahreszahlen oder wichtigen Fakten! Nein, sie halten Details für mich fest, die unbedingt in den Roman hineingehören. Zum Beispiel die wahre Begebenheit eines mittelalterlichen Schäfers, der seine Schafe als “dreckige Häretiker” beschimpfte. Oder den Bericht eines Hochstaplers im 14. Jahrhundert, der eine reiche Tante erfand. Fortan gaukelte er seinen Freunden vor, er könne sie, wenn er wolle, jederzeit um Geld anpumpen, und sei de facto selber reich. So einen will ich auch haben im neuen Roman. Und vielleicht taucht plötzlich tatsächlich eine Tante auf?

Ihr seht hoffentlich ein, daß das wichtiger ist als Jahreszahlen. Es bereitet mir das diebische Vergnügen, Wahrheiten in den Roman einzuflechten: Menschen auftauchen zu lassen, die es wirklich gab, Szenen zu beschreiben, die sich im 14. Jahrhundert zugetragen haben. Ich will gar nicht lügen. Ich will die Wirklichkeit einfangen und beschreiben, mit all ihrem Zauber.

Nebenher lese ich zum Vergnügen. C.S. Lewis zum Beispiel. Eine niedliche Szene aus seiner Kindheit, die er schildert, muß ich euch einfach weitersagen:

Als mein Bruder und ich – wir waren noch sehr klein – am Tisch saßen und zeichneten, stieß ich ihn versehentlich am Ellenbogen, so daß er einen Strich mitten durch sein Bild machte. Die Angelegenheit wurde freundschaftlich beigelegt, indem ich ihm erlaubte, einen Strich von gleicher Länge durch mein Bild zu machen.
So sind Kinder! Apropos Striche: der Brunnen Verlag gestattet nun doch das Abbilden einer Comicseite.



Anfang Oktober erscheint das Album. Es heißt “Basileia. Das Vermächtnis des Mönchs” und kostet wahrscheinlich 13,95 Euro.

Wir haben viel Regen dieser Tage. Habt ihr Lust, einmal etwas auszuprobieren? Haltet bei leichtem, beginnendem Regen einmal die Hand auf und laßt die Tropfen hineinfallen wie kleine Küsse. Ihr werdet merken: Regen hat etwas Sanftes an sich. Etwas Fürsorgliches.

Das muß auch in den Roman. Ich glaube, wenn ich an einem Roman arbeite, bin ich wie ein Magnet. Ich reiße weit die Augen auf und ziehe Details an, die ich dann als Geschichte wiedergebe. Ist man also als Autor mehr ein Sammler? Das wüßte ich gerne.