9.1.05

Jeder kennt jeden

Immer mal wieder wird bewiesen, daß man über sechs Bekannte jeden anderen Menschen auf der Welt kennt. Da war ich skeptisch, bisher. Gestern aber traf ich in Berlin einen Englischlehrer, der in Christa Wolfs Haus wohnt. Er hat es ihr abgekauft, war lange Zeit ihr Nachbar. Außerdem ist er befreundet mit dem PR-Chef von Kofi Annan, dem Mann also, über dessen Schreibtisch sämtliche Reden des UNO-Generalsekretärs gehen. Ist das nicht verrückt? Ich kenne jetzt also über einen einzigen Bekannten Christa Wolf und Kofi Annans PR-Chef. Wow. Vielleicht ist doch was dran an dieser Jeder-kennt-jeden-These.

Ins Gespräch kamen wir, weil er in seinem Abiturkurs meine Kurzgeschichte "The Stallion" zum Klausurthema gemacht hat. Sie war zu lang (die zugelassene Wörterzahl ist exakt vorgegeben), also hat er kurzerhand das Ende gelöscht. Die Schüler sollten es neu erfinden. Und stellt euch vor, obwohl es ein gänzlich absurdes Ende ist, hat tatsächlich jemand meinen Ausgang der Geschichte ein zweites Mal entdeckt.

1999, du meine Güte. Da war an Romane bei mir noch lange nicht zu denken. Dafür konnte ich Englisch. Wieso geht denn nicht beides: Romane schreiben und Englisch können?